Alternative Metal, moderner, vom Post-Grunge beeinflusster Hard Rock und Metalcore. Damit kann man kurz und bündig zusammenfassen, was einen auf dem Konzert von Alter Bridge am Freitag 29.11.2019 im Wiener Gasometer erwarten konnte, denn als Special Guests hatten die Amerikaner Shinedown und The Raven Age dabei.
Die drei Bands touren zurzeit jeweils zu ihren aktuellen Alben: Alter Bridge zu Walk The Sky (Napalm, 2019), Shinedown zu Attention Attention (Atlantic, 2018) und The Raven Age zu Conspiracy (Corvid Records, 2019). Bei diesem tollen Lineup ist es also kein Wunder, dass das Gasometer ausverkauft war, inklusive Tribüne, von wo aus ich den Abend genoss.
Vorgruppe #1
Leider verpasste ich den Großteil von The Raven Age und die wenigen Lieder, die ich hörte, ließen mich dies bereits bereuen. Die junge Band aus England, die man dem Melodic Metalcore zuordnen kann, legten einen mehr als soliden Auftritt hin. Trotz stark verkleinerter (durch den Aufbau von Shinedown) und simpel ausgeleuchteter Bühne, zeigten The Raven Age, dass sie es auch live draufhaben. Kein Wunder, immerhin tourten sie schon mit Iron Maiden, deren Bassist Steve Harris der Vater von The Raven Age-Gitarrist George Harris ist, weshalb sie also schon in größeren Locations gespielt haben.
Vorgruppe #2
Shinedown als Vorgruppe zu bezeichnen ist ziemlich ironisch, denn tatsächlich spürte man vom ersten Moment weg, dass es sich hier eigentlich um einen Hauptact handelt. Während nämlich bei uns in Europa Alter Bridge bekannter sind, feiern Shinedown in ihrem Heimatland USA sehr große Erfolge und kommen daher auf Spotify sogar auf mehr Klicks und Abonnenten als Alter Bridge. Dementsprechend machte die Band um den exzentrischen, recht fordernden, aber sympathischen Sänger Brent Smith mit guter, professioneller Bühnenshow eine Wahnsinnsstimmung.
Auf der Bühne war einiges los: choreografierte Lichteffekte, leuchtende Fragezeichen, der viel mit dem Publikum interagierende Smith und seine herumhüpfenden Bandkollegen lieferten eine sehr dynamische Performance. Egal ob mit heavy Riffs, wie dem Konzert-Opener „Devil“ (Devil official video), „Cut the Cord“ (Cut the Cord official video) und „Enemies“ (Enemies official video), oder mit sanften Melodien, wie „Get Up“ (Get Up official video) und „Second Chance“ (Second Chance official video) konnten Shinedown überzeugen. Einzig und allein Smiths etwas kitschige Rede über die Zusammengehörigkeit der Rock’n’Roll-Fangemeinde und das gemeinsame „Happy Birthday“ Singen für eines der Crewmitglieder war mir dann ein bisschen too much.
Der Hauptact
Der tosende Applaus für Alter Bridge, als sie auf die Bühne kamen, hinterließ dann aber keinerlei Zweifel für wen die meisten Zuschauer*innen im Saal gekommen waren. Sie drehten die Lautstärke noch etwas auf und gaben nach dem Intro „One Life“ mit „Wouldn’t You Rather“ (Wouldn’t You Rather official video) mal ordentlich Gas. Es folgte das prügelharte „Isolation“ (Isolation official video), das den weiteren Weg vorzeigte. Insgesamt zeigten Alter Bridge, die wie Shinedown ihre Wurzeln im Post-Grunge/Hard Rock der 2000er haben, dass sie im Vergleich wesentlich mehr Metall im Blut haben. Ihre Setlist gestaltete sich im Vergleich deutlich härter („wie sich’s gehört“, denkt sich der Metalhead und reibt sich die Hände) und erlaubte nicht viele Verschnaufpausen.
Sanftere Töne erklangen v.a. bei der Ballade „Watch Over You“, bei „Ghosts of Days Gone By“ (vor dem düster-schweren Twist) und bei der Zugabe „Godspeed“. Ansonsten gestaltete sich die Setlist eher heavy und außerdem sehr interessant, am meisten Lieder spielten Alter Bridge von ihrem neuen Album Walk The Sky, wie es sich auch für eine Albumtour gehört. Die restlichen Songs waren gut über ihre ersten vier Alben verteilt, nur die vorige Platte The Last Hero (Napalm, 2016) ließen sie leider aus, was ich sehr schade finde. So kamen Fans, die Alter Bridge auf ihrer The Last Hero Tour 2017 nicht gesehen haben, leider nicht in den Genuss von Nummern wie „The Other Side“ und „Show Me A Leader“ (Show Me A Leader official video), die ich eigentlich erwartet hätte.
Jedenfalls legte Alter Bridge einen richtig coolen Auftritt hin. Myles Kennedy hat als Frontman trotz Gitarre eine sehr starke Bühnenpräsenz und bewies, dass er sowohl seine Stimme, als auch sein Instrument sehr gut beherrscht. Der Leadgitarrist Mark Tremonti wiederum blies mit seinen grandiosen Gitarrensoli sowieso alle weg und durfte bei „Waters Rising“ und „Forever Falling“, das sie in Wien zum ersten Mal live spielten, auch seine Gesangsparts singen. Beim Bassisten Brian Marshall und dem Schlagzeuger Scott Philips verhielt es sich nicht anders, auch sie erbrachten großartige Leistungen und sorgten für knackige Rhythmen mit viel Biss.
Einziger Wermutstropfen: Der, sogar für Gasometer-Verhältnisse, schlechte Sound, der durch die zusätzliche Lautstärke sogar etwas schlechter war, als der von Shinedown und The Raven Age. Trotz schlechtem Sound bot das Quartett aber ein wirklich geiles Konzert, was definitiv für die Qualität der Musiker spricht. Wer nicht an dem Abend dabei war, aber sich die Songauswahl von Alter Bridge mal geben will, kann in folgende Spotify-Playlist hineinhören: Alter Bridge live 29.11.2019 Gasometer, Wien (AT).
Setlist
- One Life
- Wouldn’t You Rather
- Isolation
- Come to Life
- Pay No Mind
- Ghosts of Days Gone By
- Forever Falling
- Native Son
- Rise Today
- Take the Crown
- Cry of Achilles
- Waters Rising
- Watch Over You
- Blackbird
- Open Your Eyes
- Metalingus
- Godspeed
- Addicted to Pain
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