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Die Gewinner von Corona #3: Jeff Bezos

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Seit Februar leben wir nun unter der Herrschaft des Coronavirus. Sei es nun eine tatsächliche Ansteckung, die Quarantäne, die uns vor mentale Herausforderungen stellt, oder nicht zu verhindernde Entlassungen durch den Lockdown – der Virus hat für uns alle schwerwiegende Auswirkungen. Es gibt jedoch ein paar wenige, die aus dem Virus einen Nutzen ziehen konnten. In der Serie „Die Gewinner Coronas“ wollen wir auf diese Menschen aufmerksam machen. Im letzten Teil: der Amazon-CEO und reichste Mann aller Zeiten Jeff Bezos.

Millionen sind arbeitslos, leben am Existenzminimum, tausende kleine Unternehmen müssen zusperren, und die Weltwirtschaft liegt in Trümmern. Es wäre doch ein logischer Schluss, dass wenn die Volkswirtschaften der Erde zu Grunde gehen, auch die großen Unternehmer an Gewinnen verlieren, oder? Ganz im Gegenteil: Während die überwältigende Mehrheit der Menschen an den Folgen der Coronakrise leidet, lacht sich Amazons CEO Jeff Bezos in einer seiner dutzenden Villen ins Fäustchen.

65,7 Millionen Stundenlohn

Der E-Commerce Mogul ist seit Ende August die erste Person der Geschichte, deren Reinvermögen 200 Milliarden Dollar übersteigt. 204,6 um genau zu sein – Anfang des Jahres waren es noch 104 Milliarden. Wenn wir von einer 40-Stunden-Woche ausgehen, sind das 65,7 Millionen Dollar Stundenlohn. Ich lasse mir ja einreden, dass Bezos ein guter Kapitalist ist und große Arbeitsmoral hat. Aber dass diese um 6,57 Millionen Mal höher ist als die eines Pflegers oder einer Köchin mit 10 Dollar Stundenlohn, grenzt an Unmöglichkeit. Das soll die gerechte Leistungsgesellschaft sein, die von der neoliberalen Politik der USA durch Laisser-faire versprochen wird? 

Miese, legale Tricks 

Diese unsagbare Kapitalakkumulation gelang Bezos dank der Verbindung zwischen dem bereits etablierten Geschäftsmodell und der coronabedingt steigenden Nachfrage. Amazon begeht den Weg zum Monopoldasein, indem Konkurrenzfirmen unterboten werden. Wenn die Mitbewerber dann in Konkurs gehen, hebt Amazon wieder die Preise, weil ja sonst niemand das Produkt anbietet. Dieses Geschäftskonzept, gebündelt mit Millionen in Quarantäne und geschlossenen Geschäften, legt den Grundstein für die Verdoppelung seines Vermögens. Nebenbei erstickt Amazon das erste Beschnüffeln von gewerkschaftlicher Organisierung der Lagerarbeiter*innen im Keim. Die Krise spielte Jeff Bezos also wunderbar in die Karten.

Not the 1 %, it’s the 0,0001 %

Bezos, der Amazon übrigens mit einer kleinen Leihe von 300.000 $ seiner Eltern aufbaute, ist aber nicht der einzige Superreiche, der von Corona profitiert. Mark Zuckerberg, Elon Musk und 465 weitere Milliardäre haben ihr Vermögen seit März mit Rettungsaktionen von Trump um 731 Milliarden Dollar erhöht – das entspricht circa dem Bruttoinlandsprodukt der Türkei. Die Schere zwischen Arm und Reich hat durch Corona einen gehörigen Sprung auseinander gemacht.

Man kann Bezos als personifiziertes 0,0001 % freilich nicht allein verantwortlich machen – Opportunisten wird es nämlich immer geben und was sie machen, ist legal. Nächste Aufgabe der Menschheit wird aber sein, die Möglichkeiten der Opportunisten an der Spitze einzuschränken. Die von Bernie Sanders vorgeschlagene 60 % Steuer auf die bisherigen Jahresgewinne der Milliardäre wäre ein guter Anfang.

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