Grenzen in Bewegung bringen – „MeinAllesaufderWelt“

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Das Ausloten von individuellen Grenzen und ein mögliches Überschreiten eben dieser stehen im Zentrum von MeinAllesaufderWelt, das am 27. Mai 2021 im WUK seine Uraufführung feierte. Das kollektiv kunststoff vereint in dieser Performance eine Gruppe verschiedener Menschen und lässt sie künstlerisch über die Themen Grenzen und Identität berichten.

Gesprochen wird nicht viel in der einstündigen Performance, aber wenn dann einmal eine*r der Performenden den Mund zum Sprechen öffnet, haben die Worte, die nach außen dringen, großes Potential, sich in die eigene Erinnerung einzubrennen. Wie etwa der Satz „Was dich trennt, bist du“. Inwiefern stehe ich mir selbst im Weg? Gibt es Schranken, die ich mir setze, und die mich daran hindern, voranzukommen? Und wenn ja, wie kann ich diese überwinden? Das Erkunden der eigenen Grenzen passiert in der Performance hauptsächlich auf einer körperlichen Ebene. Die Sprache, die MeinAllesaufderWelt spricht, ist jene der Bewegung. Die Performenden fallen hin und stehen wieder auf, nur um abermals hinzufallen. Sie stehen auf einem Bein und versuchen, die Balance zu halten. Ein anderes Mal wollen sie vorwärts schreiten, aber eine unsichtbare Kraft scheint sie zurückzuhalten und so wird das Vorankommen zur Kraftanstrengung. Die ausgeklügelte Choreografie lässt Bilder auf der Bühne entstehen, die hängen bleiben und die mehr Fragen aufwerfen, als dass sie Antworten geben.

Grenzüberwindungen

Wesentlich für die Performance sind die Holzscheite, denen in der Choreografie ein eigener Platz zukommt. Schließlich ist es auch ein Holzstoß, der das Bühnenbild bestimmt. Sieht man diesen Holzstoß als physische Grenze an, wird man bemerken, dass so ein Stoß aus einer Vielzahl von Holzscheiten besteht, die Stück für Stück weggenommen werden können. Eine Grenze, die abbaubar und veränderbar ist. Eine Grenze, die überwunden werden kann, wenn man sie nicht als etwas Feststehendes begreift.

Es sind die kleinen Grenzüberwindungen, denen MeinAllesaufderWelt auf den Grund geht. Die Schranken, die mein Ich in Grenzen halten, können vielfältig sein. Aber ebenso kann das Entfliehen verschiedene Formen annehmen. Feinfühlig erzählt die Performance vom Suchen nach dem Ausbruch und dem Entlangschreiten von Grenzen. Ebenso wird das Thema Schweigen verhandelt. Die theoretische Grundlage für die Performance stellen Texte und Gedanken von Ingeborg Bachmann dar. Auf diese wird allerdings nur sehr lose Bezug genommen, vielmehr scheinen die persönlichen Fragen und Reflexionen der Performenden im Vordergrund zu stehen. MeinAllesaufderWelt übersetzt diese Überlegungen behutsam in eine Bewegungssprache, die von einer gewissen Verletzlichkeit geprägt ist und die Bilder entwirft, die bewegen.


Alle Beitragsbilder © Aleksandra Cwen

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