Solidarische Landwirtschaft ist ein modernes Konzept, in dem private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs tragen. Im Gegenzug bekommt man einen Teil der Ernteerträge. Dieses Geschäftsmodell ist eine Form der Sharing Economy und liegt momentan im Trend.
Vergiss Immobilien, Kryptowährung und Elektroautos. Gemüse ist die Zukunft. In der solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) werden Produkte nicht wie üblich über den Markt vertrieben. Stattdessen können Verbraucher selbst die Produktion mitfinanzieren und organisieren. Das Konzept gibt es zwar schon seit den 1960ern, jedoch verwendete 2011 die Initiative Gemeinsam Landwirtschaften – GeLa Ochsenherz zum ersten Mal den Begriff ‘Solidarische Landwirtschaft’ in Österreich. Mit Anfang 2022 gab es bereits mehr als 50 Betriebe, die dieses Geschäftsmodell anwenden.
Eine persönliche Erfahrung
Gerade in der Stadt eignet sich SoLaWi gut, wenn man keinen eigenen Garten besitzt: Der im Grunde unerfüllbare Wunsch nach selbst angebautem Gemüse wird einem/r Landwirt*in aus der unmittelbaren Umgebung anvertraut. Diese*r verfügt nicht nur über die passende Anbaufläche, sondern auch über das nötige Know-How. Außerdem kann man seinen quasi gemieteten Garten jederzeit besuchen und sogar mitarbeiten. Das Angebot der SoLaWi ermöglicht somit zusätzlich einen Einblick in die Produktionsabläufe eines landwirtschaftlichen Betriebes. Nicht nur Gemüse und Obst, sondern auch weiterverarbeitete und tierische Produkte werden angeboten.
Solidarisch
Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft ist ein solidarischer Akt, um Landwirt*innen aus der Region direkt zu unterstützen und deren Produkte besser verkaufen zu können. Die persönliche Beziehung zum Betrieb steigert das Vertrauen in die Ware: Produkte, die im Großhandel nur aufgrund der Optik weggeworfen werden oder vor dem Verkauf verderben, finden so ihre Abnehmer*innen. Somit werden nicht nur Äpfel weiterverkauft, die nur wegen des makellosen Aussehens, aber nicht wegen des Geschmacks im Obstkorb verderben.
Wirtschaftliches Risiko
Produkte, die im Großhandel abgewiesen werden würden, können trotzdem verkauft werden. Dabei verdienen Landwirt*innen idealerweise sogar mehr, als wenn sie die Ware dem Großhandel anbieten. Auch hinsichtlich Lagerung und Verarbeitung erspart sich der Betrieb einiges an Aufwandskosten. Der ganze Betrieb ist dabei transparent. Die Kund*innen verpflichten sich, bei einer Beteiligung einen jährlich oder saisonal festgesetzten Betrag an den Betrieb zu zahlen. Dadurch haben SoLaWi-Landwirt*innen keinen Preisdruck und keine Zwänge des Marktes – zugleich erwirben SoLaWi-Kund*innen eine Mitentscheidungsmöglichkeit, was angebaut wird. Dies bedeutet wiederum ein Entwicklungspotential für den Betrieb, der außerdem vor Veränderungen des Marktes geschützt ist. Das Risiko einer Missernte wird von den Kund*innen solidarisch mitgetragen. Ein Ernteausfall bleibt somit nicht nur an den Landwirt*innen hängen.
Die Biokiste
Um nicht den Hofladen persönlich besuchen zu müssen, wird oft eine Biokiste angeboten. Je nach Größe des Betriebs kann man die Biokiste unterschiedlich individuell gestalten. Kleinere Betriebe sind oft eher an saisonale Produkte gebunden. Durch individuelle Wünsche der Kunden müssen Landwirte nicht in Monokulturen produzieren. Dadurch bleiben auch alte und seltene Pflanzensorten und Nutztierrassen erhalten. Die Fruchtfolge fördert dabei die Fruchtbarkeit des Bodens. Man kann somit bedürfnisorientiert anbauen, und die Verbraucher*innen erhalten frische, vielfältige, saisonale und regionale Produkte.
Mehr zu SoLaWi in Wien (Umgebung) findet ihr hier.
Titelbild: (c) Elaine Casap via Unsplash
Student an der Uni Wien