Super Straight ist eine neue sexuelle Orientierung – zumindest wird das jetzt von einigen behauptet. Hier steht man eben nur auf „richtige“ Frauen. Was das bedeuten soll und wieso dieser Trend mehr als nur problematisch ist.
Was ist Super Straight?
Aufgekommen ist dieses Phänomen zuerst auf der Social Media Plattform Tik Tok und wurde dann auf 4chan, Twitter und Instagram weiterverbreitet. Dort erklärte der User Kyleroyce in einem Video die neue Sexualität und sein Konzept dahinter. Inzwischen ist das Video bereits gelöscht, aber die Ideologie wird weiterhin verbreitet – und das rasend schnell. Die Foren von 4chan sind bekannt für ihre rechtsextremen Trolle und durch die dortige Verbreitung der Idee bekommt das ganze einen noch bittereren Beigeschmack.
Bis jetzt waren es ausschließlich Cis-Männer, die sich als Super Straight bezeichnet haben. Sie rechtfertigen ihr Statement damit, dass sie eben nur auf „richtige“ Frauen stehen. Was das heißen soll? Sie wollen einfach keine Transfrauen daten. In dem Video sagt Kyleroyce, er dürfe nicht verurteilt oder als transphob bezeichnet werden, nur weil er keine Transfrauen daten wolle. Er sieht sie nicht als vollwertige Frauen, er habe jetzt entschieden, Super Straight ist (s)eine neue sexuelle Orientierung. Er nimmt sich also das Recht heraus, Menschen zu sagen, was sie sind und was nicht. Auch ein eigenes Logo hat die Bewegung. In Anlehnung an die Regenbogenflagge posteten viele eine Flagge in den Farben Orange und Schwarz. Als Spitze des Eisbergs wird die Bewegung auch noch mit „SS“ abgekürzt, welche hier mehr als unglücklich gewählt worden ist – oder eben absichtlich?
Was ist bitte eine „richtige“ Frau?
Super Straight-Anhänger*innen zielen nicht darauf ab, eine für sie passende Bezeichnung ihrer Vorlieben zu finden, sondern darauf, sowieso schon marginalisierte Gruppen noch mehr auszugrenzen und an den Rand der Gesellschaft zu schieben. Alleine der Ausdruck „richtige“ Frau ist mehr als problematisch. Das impliziert doch, dass es beim Empfinden der eigenen Identität ein Richtig und ein Falsch gibt. Demnach wird mit Super Straight jeder Transfrau abgesprochen, dass sie eine Frau ist, auch wenn sie optisch einer Cis-Frau gleicht.
Nur weil sie nicht mit den weiblichen Geschlechtsorganen geboren worden ist, darf sie sich nicht als Frau bezeichnen. Sollte ein*e Tik Toker*in oder Troll das Recht haben, Transfrauen oder Transmännern zu sagen, dass sie sich nicht als Frau oder Mann bezeichnen dürfen? Natürlich ist es jedem freigestellt, worauf er steht, aber genauso sollte jedem freigestellt sein, wer er sein will. Wieso haben andere Leute die Macht, solche Dinge zu entscheiden, die selbst das Glück haben, sich dem Geschlecht zugehörig zu fühlen, in dem sie auch geboren sind? Die LGBTQA+ Aktivistin Phenix Kühnert erklärt in einem Instagram-Video, wieso Super Straight mehr als nur eine bloße Bezeichnung ist, was diese alles anrichtet und wieso das nichts mit den Idealen der LGBTQA+ Community zu tun hat.
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Was soll das jetzt?
Auf der einen Seite ist es natürlich prinzipiell legitim, seine Sexualpartner*innen frei wählen zu können. Die Frage, die sich dabei stellt, ist: Wie weit soll das noch gehen? Die Art und Weise wie man seine sexuelle Präferenz äußert, ist maßgeblich. Weiße Cis-Männer sind so gut wie keiner Diskriminierung ausgesetzt, während sich die LGBTQA+ Community genau mit solchen Debatten täglich herumschlagen muss. Warum muss es denn eine Steigerung von Heterosexualität geben? Super Straighter*innen weigern sich, als transphob bezeichnet zu werden. Aber ganz ehrlich: Genau das ist es, oder? Sie sprechen der LGBTQA+ Community alles ab, wofür sie steht: Gleichberechtigung, ohne diskriminiert oder ausgegrenzt zu werden.
Menschen, die sich als Super Straight bezeichnen, verteidigen sich allerdings mit dem Argument, dass die LGBTQA+ Community doch jegliche sexuelle Orientierung anerkennt – somit sollten sie das auch mit Super Straight tun. Hierbei geht es aber nicht um das Anerkennen einer sexuellen Orientierung (die keine ist), sondern man würde hier nur dem Hass und der Diskrimierung freien Lauf lassen und Raum geben. Akzeptanz erfährt die LGBTQA+ Community immer noch selten und genau da setzt auch die Ideologie von Super Straighter*innen an. Denn diese akzeptieren Transfrauen und Transmänner nicht als das, was sie sind – vollwertige Frauen und Männer. Mehr oder weniger wird hier genau das Bild von Geschlechterfeindlichkeit gezeichnet, das die LGBTQA+ Community versucht, seit langer Zeit auszuradieren.
Wenn weiße Cis-Männer um die Ecke kommen und Transfrauen als „nicht richtige“ Frauen bezeichnen, ist das einfach mehr als gefährlich und mehr als „nur“ eine bloße „sexuelle Orientierung“. Super Straight ist eine Bewegung von Männern, die sich auf Hass und Vorurteilen stützt. Doch wir sollten nichts und niemandem die Macht geben, unsere Gesellschaft noch weiter zu spalten.
[…] Bei Tik Tok wurde ein Video präsentiert, in dem Kyle Royce sein ganz persönliches Konzept der »super straight«-Sexualität, ausschließlich »biologische« und niemals transsexuelle Frauen zu daten, als […]
Verstehe ich nicht. Wenn ich mich von den meisten Männern nicht angezogen fühle, spreche ich ihnen doch nicht ab richtige Männer zu sein. Genauso spreche ich Transfrauen nicht ab richtige Frauen zu sein, nur weil ich mich von den meisten Transfrauen nicht angezogen fühle.
Ausserdem verstehe ich nicht was Sexualität mit einer Phobie zu tun haben soll. Als heterosexueller Mann habe ich keine Phobie vor Männern. So hätte ich als Superheterosexueller Mann auch keine Phobie vor Transfrauen.