Mensch geht eine Straße entlang

VorLaut – The kids are not alright

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Weil es jede Woche etwas gibt, das nach dem kleinen bisschen Meinung verlangt. Weil wir finden, dass frech und vorlaut immer besser ist als zahm und gefügig. Deshalb gibt unser Chefredakteur Max Bell kurz vorm Wochenende seinen Senf dazu. Er mischt sich ein, überall und immer. Damit wir wissen, was war, was ist und welche Themen ruhig noch ein bisschen (vor)lauter sein dürfen. Diese Woche: Eine Befragung unter 11- bis 18-Jährigen zeigt, wie klar die junge Generation in Bezug auf die Klimakrise denkt.

Eine diese Woche von SOS-Kinderdorf veröffentlichte Befragung zeigt, wovor Kinder und Jugendliche Angst haben. 85 Prozent der Befragten meinen, dass wir „drauf und dran sind, die Erde zu zerstören.“ Dass sich Donald Trump und Xi Jinping beim UN-Gipfel in New York ein Duell darüber lieferten, wer von ihnen der größere Klimaheld ist, wirkt in Anbetracht der Realität wie purer Zynismus.

So bitter es klingt, aber es ist eine gute Nachricht, dass die junge Generation Angst hat. Alles andere wäre Realitätsverweigerung. Biologen sprechen davon, dass das sechste Massenaussterben in der Geschichte der Menschheit begonnen haben könnte, und Klimaforscher sind ebenfalls wenig optimistisch, was die Bekämpfung der Erderwärmung betrifft. Wie auch 88 Prozent der Befragten in der Studie, fordert die Mehrheit der Wissenschaft umgehendes Handeln von der Politik.

Was sie stattdessen bekommen, sind unzureichende Lösungen oder gar Schläge ins Gesicht. China hat sich erst jetzt darauf besonnen, 2060 Co2-neutral zu sein, und die USA sind sogar aus dem UN-Klimaabkommen ausgestiegen. Österreich ist aktuell auf dem besten Kurs, die von der EU gesetzten Klimaziele zu verpassen. Nur logisch, dass sich junge Menschen, angesichts der Fahrlässigkeit, mit der Politik und Wirtschaft mit der Zukunft des Planeten umgehen, fürchten.

Dass so eine Haltung aber mehrheitsfähig ist, liegt nicht nur an der Politik. Auch in der eigenen Familie sei Klimaschutz zu wenig Thema, findet eine Mehrheit. Sowohl in Worten als auch in Taten. Die Befragten wollen, dass ihre Familien mehr über den Klimawandel reden und auch selbst aktiver werden.

Kein Wunder, dass 57 Prozent gerne mehr tun würden, aber nicht wissen wie. Die meisten Befragten dürfen ja noch nicht wählen. Und selbst wenn, macht die Überalterung der Wahlbevölkerung es immer schwieriger, langfristige zukunftsorientierte Maßnahmen aufs Tapet zu bringen und dann auch tatsächlich umzusetzen. Die, denen immer weniger demokratische Mitbestimmung zuteil wird, müssen deshalb noch lauter werden. Eine Möglichkeit dazu gibt es am Freitag beim weltweiten Klimastreik von Fridays for Future.

Man mag sich jetzt denken, warum schreibt er nicht selber was? Warum zitiert er nur diese Befragung? Weil es genau das braucht. Zuhören: jener Generation, die die Klimakrise wirklich betrifft. Die Umfrage zeigt, wie richtig die Kinder und Jugendlichen die Krisen der Zukunft bewerten. Besser nämlich als viele Alte in den Häusern der Macht.

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