Mensch geht eine Straße entlang

VorLaut – Megayachten und Gerechtigkeit

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Weil es jede Woche etwas gibt, das nach dem kleinen bisschen Meinung verlangt. Weil wir finden, dass frech und vorlaut immer besser ist als zahm und gefügig. Deshalb gibt unser stellvertretender Chefredakteur Max Bell kurz vorm Wochenende seinen Senf dazu. Er mischt sich ein, überall und immer. Damit wir wissen, was war, was ist und welche Themen ruhig noch ein bisschen (vor)lauter sein dürfen. Diese Woche: Warum unsere Gesellschaft immer ungleicher wird und was man dagegen machen könnte.

Österreichs Vermögen ist ungleich verteilt. Ein kleines „Ach echt“ lässt sich nicht verkneifen. Der diese Woche erschienene Global Wealth Index der Boston Consulting Group zeigt aber in Zahlen, wie absurd reich jene 320 Östereicher*innen sind, die mehr als 100 Millionen Dollar Privatvermögen halten. Im EU-Schnitt stehen wir damit ziemlich schlecht da.

Ein Drittel des österreichischen Privatvermögens gehört 320 Personen. Das ist in etwa so viel, wie 7,2 Millionen Menschen in Österreich zusammen besitzen.

Jeder, der solche Zahlen sieht und dann noch sagt, dass 450 Euro Corona-Einmalzahlung für Arbeitslose alles ist, was finanzierbar wäre, ist entweder dumm oder zynisch. Allein die Baukosten von Heidi Hortens Luxusyacht könnten diesen Betrag für 222.222 Menschen verdoppeln. Eine Yacht…

Lassen wir uns also weiter einreden, dass wer hart arbeitet auch viel verdient? Das Finanzvermögen der Reichsten steigt nämlich, während das des Mittelstandes sinkt. Von 1999 bis 2019 hat sich das Vermögen deutlich von arm nach reich verschoben. Wenn Superreiche ihr Vermögen anlegen, liegt ihre Rendite im Schnitt bei 8%. Bei Menschen mit weniger als 250.000 Dollar Privatvermögen ist diese Rendite halb so hoch.

Das liegt vor allem daran, dass Reiche größere Risiken eingehen können. Irgendwo auch logisch, für manche geht es bei ihrem Ersparten eben darum, ob man sich einen Herd leisten kann, wenn dieser mal kaputt geht und für manche darum, ob man sich einen zweiten Helikopter anschafft.

Je mehr Privatvermögen man hat, umso weniger lebenswichtig werden die Investitionen, die man damit tätigt. Das sollte uns doch, besonders in einer Zeit, in der immer mehr Menschen armutsbedroht sind, zu denken geben.

Die Frage, ob es Milliardäre geben muss, hat der amerikanische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders im Wahlkampf oft gestellt. Diese Frage wird von Tag zu Tag weniger abstrakt. Wie können wir als Gesellschaft noch rechtfertigen, dass wir derart vulgäre Vermögen erlauben, während hunderttausende Menschen in Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit um ihre Existenz fürchten müssen? Da kommen selbst erfahrene Konservative ins Straucheln. „Das ist halt so…“ oder „Wer fleißig arbeitet, soll auch eine Belohnung dafür bekommen!“, ist oft halblaut zu hören.

Und trotzdem bleiben sie hart. Vizekanzler Werner Kogler sagte Dienstag in der ZiB 2: „Selbstverständlich wird es einen Beitrag der Millionäre geben müssen, wenn es einmal so weit ist.“ Bei den Türkisen wird er mit einer Vermögens- oder Erbschaftssteuer aber sicher gegen eine meterhohe Wand fahren. Es wäre ja grundsätzlich die Rolle der Sozialdemokratie genau solche Fragen zu behandeln. Aber mit der Stille der Rendi-Wagner-SPÖ könnte man mittlerweile wohl schon eine ganze Babyelefantenherden erdrücken.

In der Satire-Sendung Bussi Fussi sagte der Sänger Christoph Seiler von Seiler und Speer: „Diese Ungerechtigkeit ist so nah vor uns, so offensichtlich, dass wir die gar nicht sehen!“ Damit hat er vollkommen recht. Wir haben uns alle daran gewöhnt, dass unsere Gesellschaft gnadenlos ungerecht ist. Das muss nicht so sein. Alles in einer Gesellschaft steht zur Diskussion. Die Verhältnisse sind nicht in Stein gemeißelt. Und wann, wenn nicht jetzt, sollten wir lautstark auf das Thema Ungleichheit hinweisen?! Am besten so lautstark, dass sich Verantwortungsträger*innen ernsthaft damit auseinandersetzen müssen.

An den Schluss möchte ich diesen Clip vom Weltwirtschaftsforum in Davos 2019 stellen, in dem Winnie Byanyima und Rutger Bregmann die Doppelzüngigkeit vieler Superreicher entlarven.

Comitted to the best obtainable version of the truth.

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Ein Gruppenbild der wichtigsten Charaktere aus "Apollo Justice: Ace Attorney" (Capcom).
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