Mensch geht eine Straße entlang

Vorlaut – Selbstreflexion mit der Brechstange

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Weil es jede Woche etwas gibt, das nach dem kleinen bisschen Meinung verlangt. Weil wir finden, dass frech und vorlaut immer besser ist als zahm und gefügig. Deshalb gibt unser stellvertretender Chefredakteur Max Bell kurz vorm Wochenende seinen Senf dazu. Er mischt sich ein, überall und immer. Damit wir wissen, was war, was ist und welche Themen ruhig noch ein bisschen (vor)lauter sein dürfen. Diese Woche: Quarantäne und Selbsterkenntnis.

Wer sind wir eigentlich, wenn man uns unser soziales Umfeld nimmt? Diese Frage müssen sich gerade viele von uns unfreiwilligerweise beantworten. Wir sind vielleicht mit Familienmitgliedern, Mitbewohnern oder Partnern eingesperrt, am allermeisten aber mit uns selbst.

Quarantäne zwingt zur Auseinandersetzung. Die wiederum kann unangenehm sein, vor allem wenn man feststellt, dass jenes Bild von einem selbst, das einem Freunde oftmals bestätigen, bröckelt. Das tut weh, muss aber nichts Schlechtes sein, wenn man versucht etwas Konstruktives daraus zu machen.

Wir alle wollen auf eine gewisse Art entsprechen. Anderen, aber am meisten unserem Selbstbild. Dass dieses aber auch toxische Verhaltensweisen wieder und wieder abspult, übersehen wir dabei gerne.

Das Alleinesein und diese aufoktroyierte Selbstbeschäftigung entfalten dann ihren Wert, wenn man sie dazu nutzt, sich anzuschauen was einem an einem selbst nicht gefällt und versucht, sich zu ändern. Dabei kann es helfen, etwas Abstand von Menschen zu haben, bei denen wir immer wieder in alte Muster zurückfallen.

Noch wichtiger ist aber zu sehen, was man vielleicht besser macht als man bisher dachte. „Es alleine schaffen zu können” ist ein Gefühl des Empowerments und kleine Erfolge, wie etwa seine eigenen vier Wände täglich ein kleines bisschen umzugestalten, können enorm belohnend wirken. Sie geben in dieser nicht einfachen Zeit Selbstbewusstsein und stellen dem „Wir schaffen das!”, das wir als Gesellschaft brauchen, ein „Ich schaffe das!” zur Seite.

Man daf aber dabei nicht vergessen, dass man eben nicht alles alleine schaffen muss. Eine Vielzahl von Menschen lebt aktuell in einer Einsamkeit, die keine Kraft verleiht und auch wirklich gar nichts Positives hat. Wenn ihr euch also der ersten Gruppe, die durch das mit sich alleine sein etwas gewinnt, zugehörig fühlt, dann gebt das Gewonnene weiter. Meldet euch bei Verwandten, Freunden und Kollegen, die es nicht so gut haben. Und den Menschen, die gerade in der Einsamkeit versinken, sei gesagt: Es gibt nichts Stärkeres als jemanden, der den Mut hat Hilfe einzufordern. Sie steht euch zu.


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