Etwa 20 Millionen Zuseher hatte die Live-Übertragung der Landung des Mars-Rovers Perseverance am 18. Februar. Es ist nicht nur ein weiterer Roboter am Mars, sondern auch ein wichtiger Meilenstein für zukünftige Projekte. Neben 23 Kameras und zwei Mikrofonen hat man sogar eine Helikopterdrohne auf den roten Planeten mitgenommen.
Der Live-Stream zeigt eigentlich nur Mission Control, bei der einige NASA-Mitarbeiter nervös auf ihre Bildschirme blicken, und eine Live-Simulation der Landung, die alle paar Sekunden aktualisiert wird. Warum man keine Live-Videos vom Mars bekommt, hat einen Grund: Die Datenverbindung zur Erde ist langsam. Der Upload entspricht etwa einer 3G-Internetverbindung. Das reicht zwar für eine niedrige Videoauflösung, jedoch benötigt Mission Control weitaus wichtigere Daten beim Abstieg der Sonde. Mars 2020 ist die fünfte Mars-Rover-Mission der NASA und erzielt eine große Beliebtheit im Netz. Vor kurzem jedoch hat die NASA ein Echtzeitvideo hochgeladen, bei der man die Landung auf einem fremden Planeten miterleben kann.
Marsrover Percy
Perseverance – auch gerne Percy genannt – ist nicht klein: Mit einer Länge von 3 Metern und einer Höhe von 2,7 Metern ist das Gerät so groß wie ein kleines Auto. Seine Geschwindigkeit beträgt stolze 4,2 Zentimeter pro Sekunde. Strom bekommt der Rover von einem sogenannten MMRTG, ein spezieller Generator mit 4,8 kg Plutonium. Percy hat zwei Begleiter: einen Satelliten, der um den roten Planeten kreist und die gewonnenen Daten von Perseverance an die Erde weitergibt und eine Helikopterdrohne, mit der der erste Testflug auf einem fremden Planeten durchgeführt wird. Die Drohne Ingenuity ist ein einfacher Helikopter mit einigen Fluginstrumenten und einer Kamera. Sie ist ein Vorläufer für mögliche zukünftige Flugobjekte am Mars und hilft dem Rover bei der Routenplanung.
„Tango Delta“
Diese Worte waren die Bestätigung für alle NASA-Mitarbeiter, dass der Rover erfolgreich abgesetzt wurde. “Tango Delta” sind die Initialen für “touchdown”. Am Mars zu landen, ist nicht ganz einfach. Man muss unter anderem bedenken, dass die Atmosphäre sehr dünn ist. Außerdem kennt man die Oberfläche geologisch nicht so gut wie die der Erde. Wenn man etwas ungesteuert am Mars landen lässt, könnte das unabsichtlich auf einem Felsen oder einem steilen Hang sein. Daher werden vor allem schwere Rover mit einem SkyCrane abgesetzt. Der SkyCrane ist ein fliegender Kran, der mit Triebwerken gesteuert wird. Seine Aufgabe ist, vor der Landung mit einem Radar einen geeigneten Standort zu suchen und den Rover mit Seilen sicher abzusetzen. Da die Verzögerung des Signals vom Mars zur Erde zwischen 5 und 20 Minuten beträgt (abhängig von der Distanz zwischen Erde und Mars), wird die Landung nicht ferngesteuert, sondern passiert automatisch. Das heißt, Percy sucht sich seinen eigenen Landeplatz.
Leben am Mars
Kaum gelandet, hat der Rover viel zu tun. Durch seine Größe gibt es Platz für einige moderne Instrumente. Der Kern der Mission ist, Erkenntnisse über das Leben am Mars zu gewinnen. Es gibt mittlerweile einige Indizien, dass es vor 3,8 Milliarden Jahren auf der Oberfläche des Mars flüssiges Wasser gab. Wasser ist ein wichtiger Bestandteil für die Entstehung von Leben, was man am Mars nicht ausschließen kann. Durch die fehlende Atmosphäre, die geringe Anziehungskraft und das Fehlen eines schützenden Magnetfeldes ist das Wasser über viele Jahrmillionen verdampft. Der Mars heute ähnelt der urzeitlichen Erde. Daher kann man auch einige Fragen über die Geschichte und die Entstehung von Leben auf unserem Heimatplaneten beantworten. Als Landeplatz hat man einen Ort gewählt, der einst unter Wasser stand. Percy ist auf der Suche nach sogenannten Biomarkern, welche Rückschlüsse auf biologische Merkmale geben. Dafür hat der Rover zwei Instrumente namens SHERLOC und WATSON. Neben einigen geologischen Untersuchungen erforscht man auch das Wetter und versucht sogar, mit einem Experiment die CO2-haltige Luft in Sauerstoff umzuwandeln.
Nach den Robotern kommt der Mensch
Die Mission Mars 2020 ist ein weiterer Schritt in Richtung eines bemannten Marsfluges. Zunächst versucht man mit einer sogenannten Sample-Return-Mission eine Gesteinsprobe zurück zur Erde zu bringen. Das ist bedeutend, denn die Rover besitzen nicht das nötige Equipment, um die Gesteine gründlich genug zu untersuchen und die potentiellen Erkenntnisse wären wissenschaftlich von sehr großer Bedeutung. Die Produktion von Sauerstoff ist ein Experiment, um den lebensfeindlichen Planeten mittels Terraforming vielleicht einmal bewohnbar zu machen. Die Landung eines bemannten Raumfluges in einem Livestream mitzuerleben, wird aber frühestens Ende der 2030er Jahre Realität werden. Bis dahin ist noch einiges zu tun.
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Student an der Uni Wien