Im Oktober findet in Kunming in China voraussichtlich der zweite Teil der 15. Biodiversitätskonferenz (COP15) der UNO statt. In den letzten Jahren ließ sich ein merklicher Verlust der biologischen Vielfalt beobachten. Das ist auch eine Gefahr für die Menschheit. Der Beschluss eines internationalen Rahmenabkommens, vergleichbar mit dem Pariser Klimaabkommen, würde wesentlich dazu beitragen, den Rückgang der Biodiversität zu bekämpfen.
Unter „COP15“ versteht man das 15. Treffen der „Konferenz der Vertragsparteien”. Hier kommen also die Vertreter*innen der mittlerweile 196 Vertragsparteien, die sich an dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) beteiligen, zusammen. Eigentlich war die Konferenz für Oktober 2020 angesetzt, um die bis dahin anvisierten Ziele Revue passieren zu lassen, musste jedoch aufgrund der Covid-19 Pandemie mehrmals verschoben werden. Der erste Teil Konferenz konnte schließlich im Oktober des letzten Jahres stattfinden, wurde aber immer noch online abgehalten. Bei der nun stattfindenden zweiwöchigen Konferenz soll vor allem evaluiert werden, ob die Ziele, die man sich von 2011 bis 2020 gesteckt hatte, erreicht wurden. Gleichzeitig soll das Rahmenabkommen für die Zeit nach 2020 weiter besprochen und schließlich festgelegt werden. Ähnlich wie beim Pariser Klimaabkommen könnten hier also klare Ziele fixiert werden, welche durch die Staaten angestrebt werden. Dies würde einen großen Schritt im Kampf gegen die ökologische Krise bedeuten.
Um die Biodiversität zu schützen, gab es bereits viele Bestrebungen. Bereits 1992 wurde bei der ersten Konferenz für Umwelt und Entwicklung der UNO das Übereinkommen über biologische Vielfalt (CBD) beschlossen, welche einen internationalen Rahmen ermöglichen sollte. Trotz zahlreicher Unterzeichnungen wurden die meisten der festgelegten Ziele zum Schutz der Biodiversität und nachhaltigen Nutzung von Ressourcen jedoch nicht erreicht.
Aber was genau ist Biodiversität und wieso ist sie so wichtig?
Einfach gesagt: Unter Biodiversität werden jene Pflanzen- und Tierarten verstanden, die in einem bestimmten Lebensraum auffindbar sind. Mit Vielfalt ist die Vielfalt der Arten, der Ökosysteme und die genetische Vielfalt gemeint, die wechselseitig voneinander abhängig sind. So sind beispielsweise einzelne Ökosysteme weitgehend von einer intakten biologischen Vielfalt abhängig, ohne ausgeprägte Biodiversität können sie nicht existieren. Im selben Maße sind die Menschen vom Funktionieren und dem Gleichgewicht dieser Vorgänge abhängig.
Trotzdem nimmt der Verlust biologischer Vielfalt immer mehr zu. Neben der Klimakrise spielt der Rückgang der Biodiversität eine der größten Rollen in der ökologischen Krise. Zu allem Übel kommt hinzu, dass auch der Klimawandel durch neuartige extreme Wetterschwankungen dazu beitragen wird, den Rückgang der Artenvielfalt weiter zu verstärken.
Auf der roten Liste des IUCN, der Weltnaturschutzunion, befinden sich bereits jetzt schon mehr als 40.000 Spezies. Diese machen 28% aller uns bekannten Tier- und Pflanzenarten aus und sind bedroht. Um den Anteil der 40.000 bedrohten Spezies zu veranschaulichen: Hierbei handelt es sich um 41% der bestehenden Amphibien, 26% der Säugetiere, 34 % der Nadelbäume, 13% der Vögel, 37% der Haie und Rochen, 33% der Korallenriffe, 28% der verschiedenen Krabbentiere, 21% der Reptilien und 63% der uns bekannten Palmfarne.
Die Wildbiene in Österreich
In Österreich findet man eine Vielzahl an Ökosystemen auf engem Raum, was das Land eigentlich zu einem Epizentrum von Biodiversität macht. Blickt man jedoch genauer hin, steht es um die biologische Vielfalt nicht gerade rosig. Wie eine Studie von Greenpeace 2021 offenlegte, sind um die 39 Prozent der Tierarten in Österreich gefährdet, bei den Biotopen handelt es sich sogar um 59 Prozent.
Von der Gefahr des Bienensterben haben sicher mittlerweile die meisten schon einmal gehört. Das Bienensterben betrifft hier nicht nur die beliebte Honigbiene, sondern auch alle möglichen Arten von Wildbienen. Von den etwa 700 verschiedenen Wildbienenarten hierzulande, ist nämlich über die Hälfte vom Aussterben bedroht.
Aber weshalb ist das so relevant für uns? – Wildbienen bestäuben eine Unzahl an Pflanzen, damit diese sich fortpflanzen können. Die Bestäubung dieser Pflanzen ist nicht nur wichtig, weil wir Menschen sie als Ernährungsquelle nutzen, sondern deshalb, weil sie das weitere Bestehen dieser Pflanzen sichert. Viele andere Tiere, Insekten und Pflanzen sind auf diese ebenso zum Überleben angewiesen. Das Wegfallen dieser Pflanzen wäre für viele andere Spezies also fatal. Damit liefert die Wildbiene einen wichtigen Beitrag zu unserem Ökosystem, welches ohne diesen Ablauf auf dem Spiel stehen würde.
Durch die nun anstehende Biodiversitätskonferenz in Kunming könnten in den kommenden Tagen einige Fortschritte erzielt werden, welche das Bestehen vieler Tier- und Pflanzenarten wie der Wildbiene und damit das Gleichgewicht zahlreicher Ökosysteme und Lebensgrundlagen sichern würde. Insbesondere das Abschließen eines internationalen Rahmenabkommens zur Biodiversität, ähnlich wie dem Pariser Klimaabkommen, könnte hier ein wichtiger Schritt sein, den weiteren Rückgang der biologischen Vielfalt zu verhindern und diese in Einklang mit Klimawandel und einer nachhaltigen Entwicklung zu bringen.
Titelbild: (c) Pixabay – AnniesPlanet
Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels (bis 28.4., 11:00) war die COP15 auf April 2022 datiert. Die Biodiversitätskonferenz wurde jedoch auf Oktober 2022 verschoben. Wir entschuldigen uns für den Fehler.