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Chronische Schmerzen – Von Heilung keine Rede

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Was tun, wenn keine Medikamente oder Operationen helfen und man die Krankheit auch nicht einfach ‚auskurieren‘ kann? Wenn eine Woche im Bett bleiben und Tee trinken auch nicht hilft? Wenn die Diagnose von außen belächelt wird, aber innen omnipräsent ist? 

Kopfweh, Bauchweh, Gelenk- und Rückenschmerzen kennt fast jede*r. Meistens helfen dann Tabletten, vermeintlich Globuli oder eine gute Ausrede, keinen Sport zu machen. Bleiben Schmerzen allerdings länger als drei Monate bestehen oder kehren oft ohne spezifischen Auslöser immer wieder, wird akut zu chronisch und Schmerz zu einer eigenen Krankheit. In Österreich sind circa 1,5 Millionen Menschen von chronischen Schmerzen betroffen. Am häufigsten geht es dabei um Rücken- und Kopfschmerzen. 

Zu den Schmerzen kommen zusätzlich noch psychische und soziale Auswirkungen. Der Lieblingssport muss vielleicht aufgegeben oder zumindest angepasst werden. Man wird mit Gefühlen von Hilflosigkeit und Frustration konfrontiert. Zukunftsängste können entstehen und von einem sozialen Rückzug begleitet werden.

Jugendlicher Schmerzsinn

Auch bei jungen Menschen werden chronische Schmerzen oftmals als einschneidend erlebt. Das passt doch gar nicht zur Mitgliedschaft im Yogastudio und dem ausgelassenen Tanzen beim Ausgehen. Gerade beim Erwachsenwerden gibt es häufig andere Sorgen, die den Alltag bestimmen. Schließlich heißt es in der Regel „Liebe Eltern, wie mache ich meine Steuererklärung?“ und nicht „Wie lebe ich mit chronischen Schmerzen?“. Vor allem im jungen Alter ist ein frühes Erkennen und Behandeln von Schmerzen sowie Verständnis und Unterstützung durch Familie und Peers wichtig.

Diagnose-Odyssee

Der Weg zur Diagnose und damit auch zur Behandlung ist meistens mehr als mühsam. Manchmal lässt sich keine konkrete Ursache für die Schmerzen finden, man wandert von Ambulanz zu Ambulanz, wartet ewig auf MRT-Termine, und hat während der ganzen Zeit mitunter starke Schmerzen. Selbst mit der Diagnose Chronische Schmerzen ist die Odyssee noch nicht vorbei. Es werden Medikamente ausprobiert, Physiotherapeut*innen und Osteopath*innen besucht und zur Sicherheit nochmal ein paar Ambulanzen abgeklappert. 

Zeit heilt gar nix

Laut Hilfswerk geht es nicht um Heilung. Es geht vielmehr „um den Umgang mit der Erkrankung im Alltag“. Dabei scheint bisher vor allem die multimodale Schmerztherapie zu wirken. Bei dieser Therapieform werden Medikamente unter anderem mit Bewegung zur Muskelstärkung, Entspannungstrainings und psychologischer Behandlung kombiniert. Für die Schmerzpatient*innen selbst wird ein eigenes Krankheitsverständnis und das Gefühl, ernst genommen zu werden, oft als unterstützend empfunden. Ein Austausch mit ebenfalls Betroffenen kann Verständnis verstärken und nützliche Tipps für den Umgang mit den Schmerzen im Alltag bringen.

Schmerzen können auch ein Zeichen für Grenzüberschreitungen sein. Auslösende Situationen zu erkennen (z.B. mithilfe eines Schmerztagebuchs), kann dabei helfen, Belastungen zu reduzieren. Auf diese Weise können chronische Schmerzen als kleine Hinweise des Körpers gedeutet werden, die eigene Psychohygiene mal wieder in den Vordergrund zu stellen.


Infos

Für Betroffene:
Schmerz-Allianz
Hilfswerk

Spannende Papers zum Thema:
Town, J. M., Lomax, V., Abbass, A. A., & Hardy, G. (2019). The role of emotion in psychotherapeutic change for medically unexplained symptoms. Psychotherapy Research, 29, 86-98. 

Gatchel, R. J. (2004). Comorbidity of chronic pain and mental health disorders: the biopsychosocial perspective. The American Psychologist, 59, 795–805. doi:10.1037/0003-066X.59.8.795 

Wienerin. Psychologiestudentin. Busy bee.

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