Todesurteil Transgender

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Während die einen am Weltfrauentag Blumen kaufen, legen die anderen Gestecke auf Gräber. Das Jahr 2023 ist etwas mehr als zwei Monate alt. Bis jetzt wurden weltweit sieben transgender Frauen Opfer eines Hassmordes. Letzes Jahr waren es 310.

Transgender Frauen sind eine der Minderheitengruppen, die am öftesten Hassverbrechen zum Opfer fallen. Medienberichte über solche Gewaltverbrechen muss man gezielt suchen. In den wenigen Berichten, die es gibt, werden oft falsche Pronomen und Deadnames (der frühere Name) verwendet. So auch bei Brianna Ghey, deren Ermordung Mitte Februar die queere Community erschütterte. Die 16-Jährige wurde am Nachmittag in einem Park in Großbritannien von zwei Jugendlichen erstochen. Sie wurde in der Schule wegen ihrer Geschlechtsidentität heftig gemobbt, dennoch geht die britische Polizei nicht von einem Hassverbrechen aus. Da Brianna noch nicht alt genug war, um ihren Vornamen offiziell ändern zu können, wird auf ihrer Sterbeurkunde ihr Deadname stehen. Nachdem ihr ihr Leben genommen wurde, wird jetzt quasi auch noch ihre Identität ausgelöscht.

Hinters Licht geführt?

95% der 2022 weltweit ermordeten Transpersonen waren Transfrauen und etwa die Hälfte verdiente ihren Lebensunterhalt als Sexarbeiterin. In Medien- und Polizeiberichten über Verbrechen an Transfrauen wird es oft so dargestellt, als ob die Opfer die Täter hinters Licht führen wollten, indem sie sich feminin dargestellt hätten und ihr „wahres Geschlecht” verheimlicht hätten. So wären die Täter mit täuschenden Absichten zu homosexuellen Handlungen verleitet worden und hätten als Reaktion darauf einen Mord begangen. „Die Frau ist selbst Schuld an ihrem Leid.” – die älteste Geschichte der Welt.

Feminismus mit Bedingungen

„Wir Frauen müssen zusammenhalten” hört man des Öfteren. Doch bekannte Persönlichkeiten mit viel Reichweite, wie zum Beispiel die Autorin JK Rowling, stecken viel Zeit und Energie in die Hetze gegen transgender Personen, vor allem transgender Frauen. In ihren Texten und Tweets, die viele Menschen erreichen, verweist sie übrigens auf keine einzige wissenschaftliche relevante Quelle. Dennoch wurde einer ihrer Essays schon im US-amerikanischen Senat als Argumentationsgrundlage verwendet. Die Bewegung der TERFs (Transgender Excluding Radical Feminists) wird gerade immer lauter. In diesem Klima der letzten Jahren ist ein Anstieg an der Gewaltbereitschaft gegenüber transgender Personen zu beobachten. 

Feminismus für alle

Wie soll ein Feminismus aussehen und Wirkung zeigen, wenn nur Frauen, die gewisse Bedingungen erfüllen, mit eingeschlossen werden? Wie sollten Grenzen gezogen werden, wer dazugehört und wer nicht? Der Internationale Weltfrauentag wurde ins Leben gerufen, um für Gleichberechtigung und Rechte zu kämpfen. Gleichberechtigung und Rechte, die allen Frauen zustehen sollten.


Die Namen derer, die heuer ihr Leben aufgrund von Hass verloren haben:
Jasmine “Star” Mack
KC Johnson
Unique Banks
Imanitwitaho Zachee
Maria Jose Rivera Rivera
Cashay Henderson
Brianna Ghey

(c) Titelbild: H.Newberry / pixabay


 

Studium der Astrophysik. Psychotherapeut*in to be.

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