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The pressure is on – Die Angst im Bett zu versagen

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Kennen wir sie nicht alle, die kleine Stimme im Kopf die sich immer dann einmischt, wenn wir sie am aller wenigsten brauchen können? Diese Stimme, die uns auf unsere Unsicherheiten und wunden Punkte hinweist? Im Alltag begleitet sie uns, auch im Bett schweigt sie nicht. Über Performance-Druck beim Sex und was man dagegen tun kann – heute hier.

Im Bett nervös zu sein, ist total menschlich, das natürliche Bedürfnis, dem anderen zu gefallen und nichts falsch machen zu wollen, ist normal. Dazu kommt, dass Sex und Intimität auch immer an gewisse Erwartungen geknüpft und mit Wünschen verbunden sind. Da gibt es grundsätzlich auch nichts dran auszusetzen. Aber sobald das alles utopische Ausmaße annimmt und beginnt, dich nachhaltig beim Sex zu belasten, ist es vielleicht an der Zeit, die eigenen Verhaltensweisen und Denkmuster abzuwägen. Das Ziel ist doch, im Bett möglichst befreit und unbeschwert zu sein, das Ganze soll ja schließlich Spaß machen. Aber wie schafft man es, Sorgen und Scham zu überwinden und vor allem auch keine Ängste zu entwickeln?

Der Elefant im Raum

Zu Sex und Intimität gehört immer auch viel Mut und eine gewisse Bereitschaft, sich auf Dinge einzulassen, die man vielleicht noch nicht so kennt. Ist man jedoch zu verbissen, alles richtig zu machen, kann das zu einer Blockade werden. Das kann sich dann ganz unterschiedlich auswirken. Von Erektionsschwierigkeiten bis hin zu fehlendem Lustempfinden ist alles dabei. Den Druck performen zu müssen, kann jeder Mensch empfinden, das ist auf kein Geschlecht beschränkt. Eigentlich ist ja klar, dass man mal aufgeregt oder unsicher ist. Gerade dann, wenn man jemanden sehr gern hat, liegt der Selbstanspruch meistens sehr hoch.

Dazu kommt, dass es einen sehr unter Druck setzen kann, wenn man die ganze Zeit das Gefühl hat, man müsste dem Partner/der Partnerin das beste sexuelle Erlebnis bieten, das er oder sie jemals erlebt hat. Wenn die Messlatte schon von Anfang an so hoch angesetzt wird, wo soll man dann überhaupt starten? Man selbst und die eigenen Bedürfnisse rücken dann schnell in den Hintergrund. Manchmal konzentriert man sich so sehr darauf, ja keinen falschen Handgriff zu machen, dass man schließlich total verkrampft ist und selbst gar keinen Spaß haben, geschweige denn sich fallen lassen kann. Beim Sex befreit zu sein, bedeutet auch, sich von all den nervigen Gedanken und Schamgefühlen zu lösen, die uns einreden wollen, dass wir irgendwas nicht gut können oder nicht geeignet sind.

Keine One Woman/Man Show

Wichtig: Sex ist ein Miteinander, du bist nicht alleine da um jemanden zu befriedigen – ganz im Gegenteil, es ist ein Zusammenspiel. Redet miteinander, wenn ihr unsicher seid (und auch wenn ihr es nicht seid). Teilt eure Sorgen, Ängste und Wünsche. Das wird euch nicht nur einiges erleichtern und euch wahrscheinlich von dem ein oder anderen Zweifel befreien, sondern auch zeigen, dass wir eigentlich alle ähnlich ticken, wenn es um Sex geht. Diese Gespräche sind für viele unangenehm, da wir alle nicht so richtig gelernt haben, über Sex zu sprechen, aber sie sind wichtig. Am besten geht das, wenn eine entspannte Atmosphäre besteht und Sex gerade kein Thema ist. Falls Sex eine einmalige oder gelegentliche Sache ist, ist Kommunikation genauso wichtig. Dann in sich gehen und sich mal fragen: „Wie fühle ich mich?“, prüfen, ob der Gedanke eine gerechtfertigte Sorge ist oder nur ein Fantasiegebilde. Häufig hilft es auch, einfach offen auszusprechen, dass man sich gerade unsicher fühlt oder nervös ist. Das kann viel Druck rausnehmen.

Do what feels good for you

Oft sind wir und unsere Wahrnehmung von Sex von unrealistischen Bildern geprägt. Aus dem Fernsehen, Filmen und auch aus Pornos. All das hat unsere Sichtweise auf Sex beeinflusst und uns das ein oder andere Hirngespinst eingebrannt. Wichtig ist aber, was im Hier und Jetzt passiert. Mediale Darstellungen sind eben oft nichts anderes als Fiktion und haben nichts mit der Realität zu tun. Somit gilt: Lasst euch nichts einreden. Klar kann man aufregende neue Sexpraktiken ausprobieren oder Sextoys einbauen, aber in erster Linie tut das, was euch gut tut und womit IHR zufrieden seid. Es ist gut, die eigene Komfortzone gelegentlich zu verlassen, aber man muss sich auch nichts aufzwingen, was sich nicht gut anfühlt oder nicht zu einem passt.

Ein Irrtum, der oft in den Köpfen besteht: Sex ist nur dann gut, wenn man besonders experimentierfreudig und es richtig aufregend ist. Aber was heißt das überhaupt? Der Interpretationsspielraum ist auch hier ziemlich groß. Was für mich aufregend ist und Spaß macht, kann für dich die totale Hölle oder komplett öde sein. Fakt ist: Jede*r hat andere Vorlieben und daran sollte man sich auch immer orientieren. Wenn du es nice findest, jede Woche ein neues Toy auszuprobieren, mach das! Wenn du dagegen am liebsten jedes Mal in der Missionarsstellung Sex hast, ist das auch vollkommen legitim.

Zuletzt bleibt: Wenn das Gedankenkarussell mal wieder Überhand gewinnt, einfach mal einen Schritt zurück machen und tief durchatmen. Meist malt man sich die Dinge viele schlimmer aus, als sie im Endeffekt sind. Und wenn mal was schiefgeht, na und? Passiert und dann macht man einfach weiter. Also habt verdammt nochmal keine Angst davor, etwas falsch zu machen. Denn am Ende des Tages zählt nicht wie viele „Fehler“ man macht, sondern ob man sich weiterentwickelt und was man daraus mitnimmt. Also: Druck rausnehmen, durchatmen und einfach mal machen.


Die nächste Kolumne erscheint am 12. Dezember. Letztes Mal ging es um die Zensur des weiblichen Körpers.

Titelbild: ©Romina Farias/unsplash.com

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