Mensch geht eine Straße entlang

Vorlaut #15 – Terror ist verdammt nochmal Terror

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Weil es jede Woche etwas gibt, das nach dem kleinen bisschen Meinung verlangt. Weil wir finden, dass frech und vorlaut immer besser ist als zahm und gefügig. Deshalb gibt unser stellvertretender Chefredakteur Max Bell kurz vorm Wochenende seinen Senf dazu. Er mischt sich ein, überall und immer. Damit wir wissen, was war, was ist und welche Themen ruhig noch ein bisschen (vor)lauter sein dürfen. Diese Woche: Der Terror in Hanau und warum wir Nazis auch Nazis nennen müssen.

Nennt es verdammt nochmal beim Namen. Keine Einzeltätermythen mehr, keine Verhöhnung der Opfer von rassistischem Terror durch Verkürzungen wie „wirrer Typ” oder das Herumtänzeln um die Worte rechts und Terror. Reden wir über die Ursprünge solcher brutalen Taten. Wir dürfen sie nicht weiter wegdiskutieren.

Es ist seit langem klar, dass Rechtsextremismus einen politischen Arm hat. Eine Ideologie, die verharmlost, aufhetzt und Nazis Mut macht, rauszugehen und in Shishabars und Synagogen zu ballern. „Hass ist nicht einfach da. Er wird gemacht.” schreibt Carolin Emcke. Wie lange wollen wir als Gesellschaft noch zulassen, dass sich Menschen von Rattenfängern wie der AfD radikalisieren lassen? Eine europaweite Null-Toleranz-Politik gegenüber den Rülpsern solcher Parteien muss die Folge sein. Thüringen hat gezeigt, wie schnell Faschisten Wege an die Macht finden, wenn keine klare Grenze gegen rechtsaußen gezogen wird.

Dazu muss man aber die richtigen Worte finden. Ein Nazi ist ein Nazi, ein Terrorist ist ein Terrorist und eine rechtsextreme Partei ist eine rechtsextreme Partei. Man darf nicht durch den inflationären Gebrauch dieser drastischen Worte verharmlosen. Nicht jeder Rechte ist ein Nazi, aber wer einer ist, muss auch so genannt werden. Wir, die Mehrheitsgesellschaft, müssen raus aus der Verteidigungshaltung, müssen aufschreien, wenn dann wieder gesagt wird: „Jede Form von Extremismus, rechts wie links, ist gleich schlimm.” Diese Gleichsetzung hat mit der Realität, vor allem in Deutschland und Österreich, nichts zu tun.

Die Demokratie muss nicht gegen eine Hand voll Anarchos, die Mülltonnen anzünden, verteidigt werden, sondern gegen rechtsextreme Staatsfeinde, die morden und uns in einen Bürgerkrieg stürzen wollen. Dagegen müssen wir uns wehren, sonst sickern ihre grausamen Ideen immer weiter in den Mainstream.

Umso wichtiger ist es, dass sich Politiker*innen, zumindest in Deutschland, immer klarer gegen Rechtsextremismus positionieren. Die Zivilgesellschaft muss mitgehen. #WirSindMehr, aber das müssen wir auch zeigen. Nicht nur auf Twitter und Facebook. In der Straßenbahn, im Fußballstadion, am Stammtisch und auf Demonstrationen. Denn Antifaschismus ist in einer Demokratie nichts als ein Synonym für Anstand.

#gegenhalten

Comitted to the best obtainable version of the truth.

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