Eine kleine Leseliste für alle übermüdeten Winterhirne da draußen – Abtauchen garantiert!
Hände hoch, wer noch alles müde ist angesichts steigender Coronazahlen, mit Aussicht auf den nächsten Lockdown, in dieser Mitte eines wahrscheinlich noch sehr langen Winters. Und wenn am Ende des Tages Netflix von vorne bis hinten durchgeschaut und die Augen von all den Zoomkonferenzen ganz müde geworden sind, kann eines Licht ins Dunkel bringen: Bücher, die sich fast von alleine lesen, die abtauchen lassen und die unsere trägen Hirne aufwecken.
Alle Bücher, die nun folgen, habe ich irgendwann im Coronajahr 2021 gelesen und als Pageturner abgespeichert – traut euch ran! Und vor allem: Support Your Local Bookdealer – bei den meisten kleinen Buchhandlungen können alle Bücher bestellt und abgeholt werden, ob Lockdown oder nicht. Der Spaziergang wird euch gut tun!
Dolly Alderton – Gespenster
Der Debütroman der schon für Everything I Know About Love gefeierten Dolly Alderton lässt eintauchen in die Welt der 32-jährigen Nina Dean George: Während sie sich um ihren Vater sorgt, der an Demenz erkrankt ist und Freund*innen um sie herum Baby-Partys feiern, lernt sie über eine Datingapp Max kennen – was schon überfordernd beginnt, endet für Nina in einem Jahr voller Seltsamkeiten – vielleicht kann bereits jemand erahnen, worauf der Titel anspielt?
Shida Bazyar – Drei Kameradinnen
Shida Bazyar, die ihr Debüt mit dem genauso empfehlenswerten Nachts ist es leise in Teheran machte, schaffte es mit ihrem zweiten Roman direkt auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis. Drei Kameradinnen erzählt von der bedingungslosen Freundschaft von Saya, Hani und Kasih, von rechtem Terror und Hass, von einer Nacht, die in Brand gerät: Die unzuverlässige Erzählerin wird euch bei der Hand nehmen und mit sich in dieses Buch ziehen!
Brit Bennett – Die verschwindende Hälfte
Wer Filme mag, wird dieses Buch lieben: Die verschwindende Hälfte lässt von der ersten Seite an pausenlos Bilder vor dem inneren Auge auftauchen: von zwei ungleichen Zwillingsschwestern, einer Sehnsucht, einer Suche, einer Flucht und Töchtern, die ein großes Geheimnis lüften. Das Buch entwickelt einen Sog und ist viel zu schnell vorbei!
Irene Diwiak – Liebwies
Österreich zwischen den Kriegen: ein Dorf, das nichts von den geschichtlichen Ereignissen mitbekommen hat. Eine Sängerin, die musikalischer Superstar wird, ohne einen Ton zu treffen. Und eine Komponistin, deren Genie unentdeckt bleibt. Das sind die Zutaten, aus denen Diwiak eine rasante, bitterböse und wirklich witzige Geschichte gemacht hat – die Zeit verfliegt beim Lesen!
Raven Leilani – Hitze
Die junge Edie beginnt eine Affäre mit dem verheirateten Eric. Nachdem sie gefeuert wird, zieht sie bei Eric und seiner Frau ein, die eine Adoptivtochter haben, die wie Edie Schwarz ist. Rassismus und Sexismus werden hier fernab von Klischees aus ganz neuen Perspektiven betrachtet. Das Buch ist, wie Zadie Smith sagt, „brutal und brillant“.
Gabriel García Marquez – Die Liebe in den Zeiten der Cholera
Ok, ok, kleine Entschuldigung, aber wenigstens ein Pandemiebuch muss doch auch in diese Liste. Und weniger als die Cholera steht in diesem Klassiker des weltberühmten Nobelpreisträgers auch die Liebe im Vordergrund. Märchenhaft, fantasievoll, poetisch!
Madeline Miller – Ich bin Circe
Alle, die gerade lieber auf einer wunderschönen griechischen Insel statt im grauen Wien wären, sollten dieses Buch in die Hand nehmen und verschlingen. Vorwarnung: Ihr werdet es oft zur Seite legen! Und zwar, um euch in Recherchen zu verlieren, denn Ich bin Circe breitet eine feministische griechische Mythologie aus, bei der ihr ganz nebenbei eine Menge lernen werdet und dabei bestens unterhalten seid.
Daniel Schreiber – Allein
Das Buch der Stunde – kurz nachdem es mir die erste Freundin empfohlen hat, kam es mir plötzlich von allen Seiten entgegen. Vielleicht, weil wir uns alle gerade allein fühlen? Fest steht, dieses Buch wird euch in Herz und Seele schauen, euch weh tun und euch am Ende mit viel mehr Mut zurücklassen.
Tara Westover – Befreit
Wir alle sind einmal zur Schule gegangen – wie es anders sein könnte, ist uns vermutlich noch nie in den Sinn gekommen. Und was das bedeutet, vermutlich auch nicht. Tara Westover aber wächst als Tochter radikalfundamentalistischer Mormon*innen auf und betritt das erste Mal mit siebzehn eine Schule. Befreit heißt im Original Educated und ist ein gefeiertes Memoir. Unfassbar lehrreich, spannend und vor allem horizonterweiternd!
Kommt gut durch den Jänner!
(c) Titelbild: Milada Vigerova via Unsplash
Schreibt, seit sie sich erinnern kann. Stationen in Leipzig und Kopenhagen (Philosophie, Kultur und Film). Literaturwissenschaftlerin.