FRANCE. Paris. French writer Albert CAMUS. 1947.

Albert Camus – VIVE LA SOLIDARITÉ!

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Wieder verweist die Zeitgeschichte auf Albert Camus‘ Œuvre und bestätigt, dass in Zeiten der Corona-Krise nicht nur sein Meisterstück Die Pest Pflichtlektüre ist. Auch mit seinem Essay Der Mensch in der Revolte liefert der Autor Antworten auf die Frage, wie man sich richtig verhält, wenn das Land in Flammen steht.

Die Ausnahmesituation

In der mittleren Schaffensphase beschäftigt sich Albert Camus mit dem Verhalten des Menschen in der Krise – kein Wunder, schließlich steht Frankreich zu dieser Zeit unter deutscher Besetzung. Als Ausgangspunkt nimmt Camus die Frage, ob ein Mord unter bestimmten Umständen zu rechtfertigen sei. Er verneint, da weder Philosophie noch Gesetzgebung unter die Prämisse eines legitimen Mordes gestellt werden können. Aber der Mensch könne sich im Bewusstsein des Leides, welcher „der Natur des Menschen“ spezifisch ist, der Liebe und Solidarität verschreiben.

© United Press International

Der Mensch in der Revolte

Dr. Rieux, der Protagonist des philosophischen Romans Die Pest, setzt in seiner Funktion als Arzt in einer pestkranken Stadt sein Leben aufs Spiel. Viele Charaktere dieser Geschichte sterben. Je weiter die Handlung voranschreitet und je mehr Menschen sterben, desto höher wächst auch Rieux‘ Erkenntnispyramide. Er verschreibt sich selbstlos der Behandlung von Infizierten. Dr. Rieux liebt seine Familie und Freunde, zeigt sich aber ebenso solidarisch zu Unbekannten. Er wird vor die Entscheidung gestellt: Familie oder Allgemeinheit und entscheidet sich für „beides“.

Die Liebe in Zeiten der Corona

Eine ähnliche Situation wie in Die Pest erschüttert gerade die Welt. Der Corona-Virus bedroht immer mehr Menschen und breitet sich rasant aus, obwohl einige Menschen bereits in Isolation leben. Italiens Infrastruktur bricht zusammen, Spanien steht vor dem Kollaps. In Österreich wird eine „beschränkte Ausgangssperre“ vorgeschrieben. Wir haben Angst und sind verunsichert.

In Camus Philosophie liegt eine Antwort. Sie heißt Solidarisierung. Das bedeutet nicht nur den Älteren und Schwächeren Hilfe anzubieten, sondern sich bewusst zu machen, wie sich die Gesamtbevölkerung am besten schützen lässt, um die Corona-Krise gemeinsam zu überstehen. Zum Glück gibt es auch heute viele Dr. Rieux‘ unter uns – es sind die Ärzt*innen, das Pflegepersonal, die Beamt*innen und die zahlreichen Freiwilligen, die uns durch diese Krise führen. Dr. Rieux‘ sind aber auch all jene, die zu Hause bleiben und die Maßnahmen der Regierung ernst nehmen.

Vielleicht gibt es doch ein stärkeres Bewusstsein für unsere Nächsten, als es die vergangene Zeitgeschichte vermuten ließe.

Titelbild © Rowohlt Verlag

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