März, das bedeutet Frühling. Frühling, das bedeutet Poesie. Und neue Bücher. Dieser Bücherfrühling beginnt mit dem gerade erschienenen Feenstaub (Picus) von Cornelia Travnicek. Was klingt wie ein kitschiger Fantasyroman, ist in Wahrheit die brutal ehrliche Geschichte dreier Jungs, die nicht zur Gesellschaft dazugehören.
Es war einmal eine Stadt und durch diese Stadt floss ein Fluss und in diesem Fluss lag eine Insel, die war unsichtbar. Nun, sie war für die meisten unsichtbar, nur nicht für die, die auf ihr lebten. Aber die, die auf ihr lebten, waren ebenso unsichtbar für alle anderen, zumindest so lange, bis sie in deren Leben eintauchten. Kurz. Flink. Ohne Aufsehen zu erregen.
So beginnt der neue Roman von Cornelia Travnicek. Die Geschichte wird erzählt von Petru, dem „Peter Pan der Großstadt“. Zusammen mit Magare und Cheta lebt er auf besagter Insel, Rückzugsort und Zuhause für die drei Taschendiebe. Was gestohlen wird, kommt in die Schatzkiste und wird vom Krakadzil regelmäßig geleert. Stimmt die Kasse nicht, gibt’s Probleme. Das wenige Geld, das überbleibt, wird in „Feenstaub“ investiert – um sich endlich vergessen zu können und seine Füße nicht mehr am Boden spüren zu müssen. Der Papagei, der ist echt, aber sind die Nixen und Wale im Fluss es auch?
Oft sehe ich den vorbeiziehenden Walen hinterher und stelle mir vor, mich von einem verschlucken zu lassen. In seinem Bauch mitzureisen, eingelullt vom tiefen Brummen und der Wärme.
Verlorene Migranten
Hinter der lyrischen, zeitweise melancholischen Sprache der Autorin steckt die Geschichte dreier Heranwachsender, die für immer Kinder bleiben sollen. Freiwillig ist niemand auf der Insel. Sie wurden verstoßen, entweder von den eigenen Eltern oder von der Gesellschaft, die keine Ausländer will. Geschickt ist hier die Geschichte eines Migranten in den Verlauf eingebaut. Als Petru eines Tages mit einem einheimischen Mädchen zusammenstößt, das ihm ihre Familie vorstellt, kommen die Kulturen zusammen. Petru sollte aber lieber keine Freundin haben, denn der Krakadzil sitzt ihm im Nacken.
Eigentlich sind es kleine Prosaansammlungen, die ein Ganzes ergeben. Mal poetisch, mal rotzfrech, mal bitterernst geschrieben, taucht man direkt mit ins Nimmerland ab. Der Debütroman der Autorin, Chucks, erschien 2012 mit großem Erfolg und wurde 2015 bereits verfilmt. Feenstaub regt ohnehin im Kopf die eigenen Bilder so an, dass man auch hier gleich eine Verfilmung anstreben kann. Travniceks Buch schwebt. Vorsicht – man verliert sich darin!
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Aus dem Ruhrgebiet. Studentin der Komparatistik und der Kommunikationswissenschaften.