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Datest du noch oder liebst du schon? – „Schnell.liebig“ – Rezension

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Lina Mallon könnte man als Allround-Talent bezeichnen, sie ist Fotografin, Kolumnistin, Bloggerin, hat einen eigenen Podcast und pendelt zwischen Kapstadt und Hamburg. Nun erschien im März dieses Jahres ihr erstes Buch „Schnell.liebig“. Es ist unserer Generation gewidmet, die (fälschlicherweise?) als beziehungsunfähig bezeichnet wird. Diese Unterstelltung nimmt sie genau unter die Lupe und räumt dabei mit dem ein oder anderen Mythos auf.

„Kann es sein, dass wir daten, wie wir Prospekte durchblättern, wie wir nur die Headline lesen, weil unsere Aufmerksamkeitsspanne für den Rest nicht ausreicht?“ Lina Mallon teilt in diesem Buch viele Gedanken zu unserer Generation, die nicht selten als „beziehungsunfähig“ betitelt wird. Sie schreibt über das Datingverhalten einer Generation, die kein Problem damit hat alleine zu sein, Single zu sein und alle Freiheiten dabei so richtig auszukosten, sich aber gleichzeitig nach Liebe sehnt.

Wir trennen uns immer wieder, nur um nichts von dem zu verpassen, was wir gerade verpassen: Liebe, Nähe, Gefühle.

Schnell.liebig– ein Wortspiel, das in diesem Buch Programm ist. Wir bewegen uns zwischen Tinder und Co, können mit einem Wisch darüber entscheiden ob uns jemand gefällt oder nicht, sind mal hier und mal dort. Mallons Buch ist jedoch kein Ratgeber, es ist eher ein sehr ehrlicher Erfahrungsbericht. Mallon’s Plädoyer: Stürzt euch blindlinks rein in die Liebe, ohne Auffangnetz und ohne Stützräder. Einfach anpacken und los geht’s. Auf unserer ständigen Suche nach dem nächsten Abenteuer verpassen wir nämlich vielleicht viel mehr als wir gewinnen.

Als ich auf all die Dates zurückschaute, wirkten sie auf mich plötzlich nicht mehr wie eine Aneinanderreihung neuer Anfänge, sondern austauschbar, shallow und- unheimlich anstrengend.

Sie erzählt von ihren ganz eigenen Fehltritten, Dating-Fauxpas, Beziehungen, teilt die ein oder andere Anekdote ihrer guten und schlechten Erfahrungen und ist dabei so schonungslos ehrlich, roh und am Nerv unserer Zeit, dass man nicht nur einmal gedankenverloren das Buch zur Seite legt und über seine eigenen Erlebnisse nachdenkt. Es ist als würde man sie als Leser auf ihrer Reise begleiten, die Momente hautnah miterleben, in denen sie sich selbst Lektionen erteilt und in denen sie Erkenntnisse über sich selbst erlangt. Die pure Unverblümtheit, die sie dabei an den Tag legt hat mich nicht nur einmal Schlucken lassen, hat mir selbst den Spiegel vorgehalten und es gab Momente, in denen ich mich da selber wieder sah. Wenn es auch mal schmerzt und nicht immer nur alles rosarot und supertoll ist. Denn seien wir mal ganz ehrlich. Die Suche nach der Liebe, nach jemandem der uns Halt und Unterstützung bietet, aber gleichzeitig auch aufregend und interessant ist, der unsere eigenen Erwartungen erfüllt und mit dem wir uns mehr als genug fühlen, ist verdammt schwierig und sorgt für den ein oder anderen Herzschmerz.

Ich glaube, dass wir, gefüttert von all den komplizierten Liebesgeschichten, die wir uns selber als #Goals verkaufen […] und vielleicht sogar ausgehungert von all unserem schnelliebigen Datingalltag, Gefahr laufen Schmerz mit leidenschaftlicher Liebe zu verwechseln, wir glauben ernsthaft, dass es nur dann kribbelt, wenn wir unsicher sind, wenn die Verlustangst sich meldet.

Mallon hat das Talent, die Dinge so präzise auf den Punkt zu bringen, Gefühle und Emotionen derart gut zu beschreiben, dass man manchmal Angst bekommt, sie könne zu tief in einen hineinschauen. Sie berichtet von ihrem Leben auf so charmante Art und Weise, dass die Gedanken daran noch lange nachklingen. Am Ende ist es jedoch keine Suche nach einer bestimmten anderen Person, die einen glücklich macht, sondern die Suche nach sich selbst. Komme erst bei dir und in dir selbst an, bevor du es bei jemand Anderem tun willst und riskier dabei was, stell deine eigenen Regeln auf. Die Liebe will nämlich riskiert werden!

 


Weitere Informationen

Hier geht es zum Buch.

Hier geht es zur Website der Autorin.

© Titelbild: Lina Mallon

 

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