Greta Thunberg ist ein Phänomen. Das liegt vor allem daran, dass sie schon in so jungen Jahren so große Ziele verfolgt und Tausende mobilisieren kann. Dabei ist sie bei weitem nicht die Einzige. Paola Gianturco hat sich gemeinsam mit ihrer Enkelin Alex Sangster auf ihre „Reise zu den mutigsten Mädchen der Welt“ begeben. Wonder Girls erschien nun auf Deutsch im Elisabeth Sandmann Verlag.
Für dieses Werk reiste US-Amerikanerin Paola drei Jahre lang um die halbe Welt: Von Deutschland nach Indien, von Tonga nach Kirgisistan, von den USA nach Malawi usw. Für jeweils eine Woche besucht sie wohltätige Organisationen, die von jungen Mädchen geführt oder initiiert werden in den insgesamt 13 Ländern. Ihre Enkelin Alex begleitet sie in die naheliegenden Länder oder führt Interviews über Skype, wobei sie zu Beginn des Projekts erst elf Jahre alt war.
Über 90 Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren kommen in Wonder Girls zu Wort. Sie erzählen ihre unglaublichen, oft sehr traurigen Geschichten und von ihrem Weg in die Organisation, die sie nun unterstützen. Dabei bleibt es nicht nur bei dem Kampf für die Umwelt (obwohl der an sich schon ein ganzes Buch wert wäre): Die jungen Mädchen, die hier etwas verändern wollen, widmen sich Themen wie Frauen- und Kinderrechte, Bildung, Gerechtigkeit oder Frieden.
„Kids machen 25% der Weltbevölkerung aus … und 100% ihrer Zukunft.“
– Mimi Stewart (12), Mitglied von Bye Bye Plastic Bags auf Bali
Zum Beispiel: Indien
2012 erregte Jameela Nishat Aufmerksamkeit mit ihrer Rede „Die Revolution wird angeführt werden von einem 12-jährigen Mädchen“. Sie ist Gründerin des Shaheen Women’s Resource Center, bei dem Mädchen Hilfe suchen, die unter einer erdrückenden Erziehung und Gesellschaft leiden. Singen oder Tanzen schickt sich hier nicht für Frauen, allein das Haus verlassen ist nicht erlaubt, Zwangsehen sind Alltag. Jameela ist nicht die einzige bekannte Stimme in diesem Buch, denn die Mitglieder der verschiedenen Organisationen erreichen durchaus internationales Ansehen und sogar politische Reformen.
Dialog statt Krieg
Dass sich junge Mädchen zusammenfinden und große Veränderungen anstreben, ist bemerkenswert. Dass das (in so einem jungen Alter) notwendig ist, ist erschreckend. Statt zur Schule zu gehen, müssen Heranwachsende in Tansania harte Hausarbeit verrichten. Liebe ist ein Fremdwort in Kirgisistan, stattdessen leiden junge Frauen unter Brautraub. Ihr Bildungsweg und ihre Freiheit haben hier ein Ende. Israelinnen und Palästinenserinnen haben von Geburt an gelernt, sich zu hassen. Wenn sie dann in geschütztem Rahmen zum ersten Mal ein gemeinsames Gespräch führen, merken sie plötzlich, dass sie in einer Welt voller Vorurteile aufgewachsen sind.
„Die meisten Eltern und Lehrer schwören auf den „kleinen Klaps“ als Erziehungsmaßnahme. Nicht selten landen die Kinder dann in der Notaufnahme.“
– Die Autorin über die Kindesmisshandlung in Tonga
Hoffnung einer jungen Generation
Für die deutsche Version führte zusätzlich Schauspielerin Senta Berger ein Gespräch mit der aus dem Irak geflüchteten Sandy Alqas Botros, die sich beide für das Kinderhilfswerk Plan International engagieren. Die Autorinnen laden nicht nur zum passiven Staunen ein: Am Ende jedes Kapitels gibt es eine Seite, die dem*der Leser*in das Problem zusammenfasst und erklärt, wie man selbst helfen kann.
Das Buch wirkt wie ein Fotoalbum beeindruckender Persönlichkeiten. Reich an Farbe und Fotos, ist es ein wunderbares Geschenk für alle Altersklassen. Aufgrund der einfach gehaltenen Sprache und der direkten Zitate der jungen Mädchen ist es auch besonders Jugendlichen ans Herz zu legen.
Titelbild © Paola Gianturco / Elisabeth Sandmann Verlag
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Aus dem Ruhrgebiet. Studentin der Komparatistik und der Kommunikationswissenschaften.