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Frauen lesen – Feministische Bücher, die alle lesen sollten

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Viele junge Autorinnen und Aktivistinnen drängen immer mehr nach vorne und schreiben sich das Patriarchat von der Seele. Aber auch klassische Autorinnen feministischer Literatur haben nach wie vor großen Einfluss. Vom aufgeklärten Sachbuch über Comics bis hin zu wütenden Streitschriften ist alles dabei. Wir haben in der Redaktion gefragt, welche feministischen Texte geprägt haben und welche jede*r lesen sollte. Sei es, um neue Perspektiven zu erlangen, etwas zu lernen oder um einfach etwas mehr Feminismus in den Alltag zu bringen.

Laurie Penny: Bitch Doktrin (Nautilus, 2017)

Für meine Schwestern jetzt und für immer. Das ist die ambitionierte Widmung zu Laurie Pennys Bitch Doktrin. Die Journalistin (Vice, Guardian) plädiert in ihren Essays für einen aggressiven Feminismus. Sie analysiert scharfzüngig das gesellschaftliche und kulturelle Leben und lässt dabei oft tiefe Blicke in ihr Privatleben zu, die den Texten Leben einhauchen. Mal verkürzt, mal scheinbar endlos ausschweifend, schreibt Laurie Penny gegen verschiedene Diskriminierungen an. Nicht alle werden mögen, was Penny da schreibt, aber um die Feminismen unserer Zeit zu verstehen, ist sie unerlässlich.

empfohlen von Max Bell

Margarete Stokowski: Untenrum frei (Rowohlt, 2016)

Meiner Meinung nach muss man keinen bestimmten Kanon feministischer Bücher gelesen haben oder besonders gebildet sein, um sich Feminist*in nennen zu dürfen. Was es aber braucht, ist eine gehörige Portion Mut und Kraft zu handeln, in Situationen, die nach Gerechtigkeit und Stimme rufen. Untenrum frei gibt uns genau diese beiden Eigenschaften und zwischen ihnen liegen gefühlt 1000 Weisheiten für das Leben. „Es macht Arbeit, Dinge zu erhalten, und es macht Arbeit, Dinge zu verändern. Wir werden beides tun“, schreibt Stokowski und ich gebe ihr Recht.

empfohlen von Ulli Schild

Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht (u.a. Rowohlt, Orig.: 1949)

Der 900 Seiten starke Essay der französischen Philosophin Simone de Beauvoir ist ein absoluter Klassiker der feministischen Literatur. „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es“, wurde millionenfach zitiert. 1949 erschienen, wurde das Buch eine Bibel der zweiten Frauenbewegung. Beauvoir unterzieht scheinbare biologische, psychoanalytische oder geschichtliche Grundlagen der patriarchalen Ordnung einer umfassenden Analyse. Sie kritisiert theoretische und gesellschaftliche Festschreibungen der Frau und entwickelt ausgehend von existenzialistischer Theorie Möglichkeiten, sich aus der Rolle der „Anderen“ zu befreien.

empfohlen von Lea Moser

Carolin Emcke: Ja heißt ja und… (Fischer, 2019)

Macht, Sexualität, Missbrauch, strukturelle Ungleichheit – es sind die großen Themen der #MeToo-Debatte, die Carolin Emcke in Ja heißt ja und… zu einem prägnanten, ausdrucksstarken Monolog verwebt, den sie für die Schaubühne Berlin geschrieben hat. Die Form, die sie dafür wählt, ist hybrid und fragmentarisch: Es ist eine Ansammlung von Geschichten, Erfahrungen und Gedanken, die mal erzählerisch, mal analytisch zu Papier gebracht werden. Dabei reflektiert Emcke stets darüber, als wer sie spricht, aus welcher Perspektive und mit welchen Erfahrungen. Dies macht Ja heißt ja und… zu einem Buch, in dem sensibel, (selbst)kritisch und äußerst klug über Sexualität und Machtverhältnisse nachgedacht wird und das durch seine Kürze auch lesefaule Personen anspricht.

empfohlen von Sarah Haidenthaler

Virginia Woolf: A Room of One’s Own (u.a. Suhrkamp, Orig.: 1929)

Als ich A Room of One’s Own in einem winzigen Buchladen kaufte, strich die Händlerin liebevoll über den Einband. „Das ist so eine schöne Ausgabe“, sagte sie, „und so ein wichtiges Buch.“ Virginia Woolfs Essay gilt als Meilenstein in der feministischen Literatur. Es ist mir schon von so vielen Stellen empfohlen worden, dass ich der festen Überzeugung war, mir die halbe Nacht lesend um die Ohren zu schlagen, als ich an einem Abend im Spätsommer die erste Seite aufschlug. Das Gegenteil war der Fall: Ich habe über zwei Wochen für 130 Seiten gebraucht. Weil jedes Wort so wichtig ist, jeder Satz so nachklingt, dass diesem kleinen Büchlein viel Zeit gewidmet werden muss. Woolfs zentrale These, dass schreibende Frauen finanzielle Unabhängigkeit und einen Rückzugsort zum Arbeiten brauchen, wird von der Geschichte von Frauen und Literatur begleitet und kommentiert. Unter anderem anhand des entworfenen Schicksals von Shakespeares imaginärer Schwester fragt Woolf nach den Bedingungen für weibliches, künstlerisches Leben und Schaffen – und das in einer solchen Dichte, dass hier ganz langsam gelesen werden muss, um jedem der scharfen und klugen Gedanken ganz viel Raum zu geben.

empfohlen von Zarah Weiss

Svenja Flaßpöhler: Die potente Frau. Für eine neue Weiblichkeit (Ullstein, 2018)

Die Philosophin und Publizistin Svenja Flaßpöhler ist als prominente Kritikerin der #MeToo-Debatte nicht unumstritten. In ihrem Buch plädiert sie für ein Verständnis von Weiblichkeit, das sich aus der Opferrolle löst und das eigene Begehren zulässt. Frauen müssten Autonomie und Selbstbestimmung forcieren, statt sich weiterhin als schwaches Geschlecht zu verstehen: „Anstatt die männliche Sexualität zu entwerten, wertet sie ihre eigene auf. […] Niemand kann ihr abnehmen, die zu werden, die sie sein will.“ Flaßpöhler bietet mutige Gegenpositionen zur feministischen Auseinandersetzung mit Sexualität und Macht. Die in dem kurzen Essay entwickelten Ansätze polarisieren, sie bieten Reibungsfläche. Gerade deswegen ist dieser Text so lesenswert. Er zwingt dazu, sich mit den eigenen Positionen zu konfrontieren.

empfohlen von Lea Moser


Titelbild (c): Thought catalogue/unsplash.com

 

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