Was ist inklusives Theater? Inklusion heißt Einschließen und die Vielfalt von Menschen anerkennen. Wir sind alle unterschiedlich, aber gleichberechtigt. Diese Chancengleichheit soll nicht nur für die Bildung, sondern für alle Bereiche des Lebens – und insbesondere für die Kultur – eingefordert werden.
Inklusion ist ein Wort, das in den letzten Jahren vermehrt von Bildungseinrichtungen aufgegriffen wurde. Nun breitet es sich auch immer mehr in der kulturellen Sphäre aus. Der Begriff Inklusion entspringt Gleichberechtigungsbewegungen in den USA und Kanada, bei denen sich Eltern für eine bessere schulische Erziehung von beeinträchtigten Kindern einsetzten.Inklusion fordert, dass alle, unabhängig von den jeweiligen Bedürfnissen, an Bildung teilhaben und Zugang haben können. Im kulturellen Kontext meint man damit die diskriminierungsfreie Teilhabe an Kunst und Kultur.
Inklusion und Diversität
Ein weiterer Schlüsselbegriff, der in der gesellschaftlichen Debatte über ein Zusammenleben frei von Diskriminierung immer wieder verwendet wird, ist Diversität. Inklusion und Diversität werden fälschlicherweise oft synonym verwendet. Während ersterer Begriff im pädagogischen Diskurs verwendet wird und sich auf Menschen mit Beeinträchtigungen bezieht, taucht das Wort Diversität vermehrt in Verbindung mit Nationalität, Herkunft und Religion auf.
Beiden Begriffen gemein ist die Anerkennung und Wertschätzung der Vielfalt von Menschen. Man begrüßt Unterschiede, anstatt Anpassung ans bestehende System zu erwarten. Vielmehr sei es die Verantwortung der Gesellschaft allen Menschen einen diskriminierungs- sowie barrierefreien Zugang zu Bildung, Kunst und Kultur zu ermöglichen.
Inklusives Theater
Vor allem die Kunst sollte in der Erprobung von inklusiven Konzepten eine Vorreiterinnenrolle einnehmen. Insbesondere das Theater kann als ein Ort des Zusammenseins begriffen werden, in dem Räume von Zugehörigkeit geschaffen werden. Die Bühne eignet sich als sicherer Platz, um sich selbst – egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung – zu erproben und um mit geläufigen Wahrnehmungs- und Denkmustern zu brechen. Denn: Um den Reichtum der Individualität von Menschen anzuerkennen und diese Sichtweise in unserem sozialen Leben zu verankern, ist ein Bewusstseins- und Einstellungswandel in der Gesellschaft notwendig. Ein Erster Schritt in diese Richtung ist das Reflektieren über das eigene Selbst, die eigenen Denkstrukturen und Handlungsmuster, sowie die Anerkennung der Tatsache, dass andere Menschen anders denken, handeln und wahrnehmen als man selbst.
Inklusives Theater – das heißt ein Theater, in denen sich Menschen mit sowie ohne Beeinträchtigung auf der Bühne zusammenfinden – bietet eine Möglichkeit, gegen Stereotype und Vorurteile anzukämpfen, indem die Verschiedenheit der jeweiligen Schauspieler*innen begrüßt wird. Inklusives Theater erkennt gerade in den Eigenheiten der einzelnen Menschen ein Potenzial aus dem geschöpft und mit dem gearbeitet wird. Wichtig ist, dass die Beeinträchtigungen von gewissen Menschen nicht explizit in den Vordergrund gerückt werden. Ziel ist nicht, Mitleid bei den Zusehenden hervorzurufen. Es geht schlicht darum, Theater zu spielen und dabei ganz beiläufig Vorurteile abzubauen sowie marginalisierte Gruppen sichtbar zu machen.
Theater kann, darf und soll ein Ort der Utopien sein. Deshalb ist es wichtig, dass die Utopie Inklusion auf die Bühne gebracht wird. Immer und immer wieder. So lange, bis sich die Utopie in den Bereich der Norm einfügt und es nicht mehr den Stempel Inklusion braucht.