Und jetzt? Auf ins Lange. Wie so oft sind wir auf der Suche nach neuen Lokalen, Bars oder Veranstaltungen in Wien. Diesmal hat es uns in ein schummriges Wiener Beisl in die Lange Gasse, 1080, verschlagen.
Ein kalter, grauer Novemberabend. Wir stehen vor’m Lange, draußen wird bereits auf einem kleinen Taferl ein jamaikanischer Rum angeschrieben. Scheint die perfekte Voraussetzung für so einen Abend zu sein. Und so ist es auch.
Wir kommen hinein und fühlen uns sofort geborgen in dem heimeligen Tschocherl. Geredet wird wenig, Musik spielt es auch keine. Wir sind noch ziemlich früh dran, und wie gesagt, es ist ein grauer Novemberabend, also nicht viel los – zu später Stunde, wurde uns gesagt, steppt hier aber ganz schön der Bär. Wir bestellen den jamaikanischen Rum, ein Glas Uhudler und wie könnte es anders sein – einen Wodka Soda. Cocktails gibt es hier nicht. Würde auch der Stimmung widersprechen.
Da die Besitzerin nicht da ist, setzt sich die Kellnerin zu uns und beantwortet unsere Fragen:
Was gibt es im Das Lange?
Das Lange ist ein Altwiener Lokal und steht für für die Beislkultur in Wien beziehungsweise den achten Bezirk. Es gibt eine klassische Wein- und Bierauswahl und außerdem eine großes Whiskysortiment. Das Publikum ist durchgemischt: Stammgäste, Studierende, Künstler, Alteingesessne und auch wir, die hier arbeiten, kommen gerne und oft privat her.
Warum sollten wir ins Lange kommen?
Im Lange wird Wiener Kulturgut vermittelt. Das Lokal ist fast ein Versteck, vor allem im Winter ohne Gastgarten, sieht man den unauffälligen Eingang nicht sofort. Um die frühe Uhrzeit ist es noch ruhig, aber hier kann es schon richtig wilde Abende geben. Dann ist es gesteckt voll, es wird politisiert, über Kunst geredet oder auch nicht. Das sollte man sich nicht entgehen lassen.
Was bestellst du hier?
Einen Averna Sour. Der ist hier richtig gut. 2cl Averna, eine halbe ausgepresste Zitrone und genau 2 Eiswürfel. Günstig, mit 2,90 Euro, ist er auch und wird darum oft bestellt.
Das Lange war bis zum 1. November ein Raucherlokal. Hat sich seitdem etwas verändert?
Als Kellnerin ist das Arbeiten natürlich viel angenehmer, da ich nicht von 18.00 bis 2.00 Uhr passiv mitrauche. Das Publikum hat sich seitdem aber nicht verändert. Mir kommt es so vor, als würde mehr Essen bestellt werden.
Wie lange gibt es das Lokal schon?
Das Lange gibt es schon seit 41 Jahren. Es ist vom Vater an die Tochter weitergegeben worden. Meine Chefin ist Rachel Platzer.
Bei euch gibt es vor allem belegte Brote und klassische Wiener Happen. Als Vegetarier oder Veganer steigt man eher schlecht aus.
Grundsätzlich umgibt das Lange ein alteingesessener Flair. Ich kann mir vorstellen, dass in Zukunft die Speisekarte mal verändert wird, aber ehrlich gesagt wirkt es auf mich so, als wären vegane Speisen von unserem Klientel nicht gefragt.
Wie viel Geld brauche ich im Lange für einen Vollrausch?
Einen Vollrausch haben wir als Kellnerinnen nicht so gerne. Ab einer gewissen Menge an Alkohol bekommst du von mir nichts mehr. Aber ich denke, wenn ihr nichts zu Essen bestellt und keine Zigaretten kauft, kommt ihr hier mit 20 Euro zu einem gutem Rausch.
Gibt es einen Dresscode?
Nein, gibt es nicht. Wir sind auch altersklassenmäßig ziemlich durchmischt. Jogginhosen-Flair ist hier aber weniger.
Gibt es irgendwelche No-Gos?
Seit 1. November auf jeden Fall rauchen (lacht). Aber schon davor war Zigarrenrauchen nicht ok. Was klar, auch seitens unserer Chefin, als No-go kommuniziert wird, sind homophobe, rassistische sowie sexistische Vorfälle. Das geht hier gar nicht.
Die Drinks.
Der Rum hat uns sehr geschmeckt. Gut zu wissen: Es gibt wechselnd einen „Rum/Whiskey des Monats“. Warum wir einen Uhudler-Wein bestellt haben, ist uns im Nachhinein unklar. Klassische Entscheidung nach Bauchgefühl. Jetzt Bauchweh. Der Wodka Soda wurde serviert wie wir ihn uns wünschen – Wodka, Soda, zwei Eiswürfel, ein hübsches Glas. Simple as that. Und das nur um 3,50€. Nach dem Interview wissen wir es natürlich: ein Averna Sour hätte an dem Abend das Getränk unserer Wahl sein sollen.
Das Ambiente.
Wie gesagt – ein Wiener Beisl wie man es sich vorstellt. Urig, authentisch, gemütlich, schummrige Atmosphäre, Biergeruch. Shabby Schick. Und das so richtig.
Das Personal.
Die Kellnerin, die auch das Interview mit uns geführt hat, war aufmerksam und hilfsbereit. Sie hat uns alle Fragen ausführlich beantwortet und zwischendurch den ganzen Laden geschupft. Also nicht nur multi-tasking fähig, sondern auch höflich und gelassen. Trotzdem merkt man, dass man eher in einem Wirts- als in einem Gasthaus sitzt. Gefällt uns! Und passt zum Rest!
Fazit.
Wer Beisln mag, mag das Lange. Unbedingt herkommen und lange dort bleiben. Könnte lustig werden.
die Gastronomie versteht nur, wer sie gelebt hat