Wie die Digitalisierung des Arbeitsplatzes unseren Berufsalltag verändern wird. Ein Einblick in die vierte industrielle Revolution.
David Graeber schrieb in seinem vor knapp zwei Jahren erschienenen Buch Bullshit Jobs über unser gesellschaftliches Problem, Berufe zu erfinden, wo keine gebraucht werden. Sinnlos wäre der Arbeitsalltag derer, die in ihrer Existenz an solch einen „Bullshit Job“ gebunden sind. Die Rechnungen bezahlen sich aber auch nicht von selbst.
Spätestens seit der Coronakrise sollte nun jeder Person bewusst sein, dass Berufe, die im März binnen weniger Tage als nichtig eingestuft und – wenn auch nur vorübergehend – abgeschafft wurden, eine grundlegende Änderung im System benötigen. Ich will solche Berufe nicht als unwichtig bezeichnen, sondern als Denkanstoß verwenden und zeigen, wie schnell jemand tatsächlich ohne Arbeitsplatz dastehen kann.
Viele wurden gekündigt
Wenn man nicht in Kurzarbeit geschickt wurde, wurde man gekündigt. Einige Firmen aber, besonders in der IT-Branche, haben ihre Arbeitsumgebung dafür so geändert, dass beinahe alle Mitarbeiter*innen nun von Zuhause aus arbeiten. Die Digitalisierung des Arbeitsplatzes hätte flächendeckend schon viel früher stattfinden können. Sie ist in den letzten Jahren aber nur schleichend vorangeschritten. Nun ist sie unweigerlich in das Zentrum des Lebens Vieler gerückt. Das Homeoffice ist das Symbolbild unseres Zeitgeists. Die Idee ist gemütlich: vom eigenen Schreibtisch daheim aus arbeiten und nebenbei Zeit für die Betreuung der Familie haben. Dass einem neben dem achtstündigen Arbeitstag aber nicht viel Zeit für den Nachwuchs bleibt, hätte man vorhersehen können. Was wir brauchen, wird ein weiteres Mal deutlich: Der Sechs-Stunden-Arbeitstag muss her.
Das Konzept eines achtstündigen Arbeitstags funktioniert in der digitalen Welt einfach nicht mehr. Niemand schafft es tatsächlich über acht Stunden fokussiert zu bleiben. Die meisten Tätigkeiten, die summiert unzählige Stunden für sich beanspruchen (Beantworten von E-Mails, Erstellen von Meetings, et cetera), könnten von automatisierten Techniken übernommen werden. Dass man nicht mehr den ganzen Tag im Büro sitzen müsste, sondern des Öfteren von Zuhause aus arbeiten könnte, wäre ebenfalls schon lange vor der Coronakrise möglich gewesen. Nur so kann auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance entstehen.
Das Aussterben von Berufen ist kein plötzliches Geschehen
Roboter haben in jüngster Vergangenheit bereits Berufe wie Pförtner*innen, Aufzugführer*innen oder auch Kassierer*innen zum Teil ersetzt. Mit der fortschreitenden Entwicklung von künstlichen Intelligenzen ist jetzt die vierte industrielle Revolution eingeleitet. Durch die Krise könnte uns diese aber schneller treffen, als wir es erwarten. Etliche Berufe sind in der heutigen Zeit nicht mehr nötig oder könnten zu einem großen Teil digitalisiert und automatisiert werden. Dennoch sind viele Menschen an solche Jobs gebunden. Berufe, die nicht auf zwischenmenschlichen Interaktionen basieren, werden in den nächsten Jahren entweder gänzlich oder zumindest zu einem großen Teil durch künstliche Intelligenzen ersetzt. Das betrifft sowohl Kassierer*innen, Bankangestellte als auch Softwareentwickler*innen und Angehörige rechtsberatender Berufe.
Es liegt nun an den politischen Führungskräften diese Systeme, die in der Tech-Branche längst in den Startlöchern stehen, auch durchzusetzen, um damit einhergehenden Probleme wie Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Dass solch ein Zustand die Gesellschaft tatsächlich von heute auf morgen treffen kann, ist uns in den letzten Wochen bewusst geworden. Die weltweite Arbeitslosigkeit ist gerade so hoch wie nie zuvor.
Eine Idee, die als Lösung für die Tatsache gilt, dass Roboter und Algorithmen zunehmend Menschen ersetzen und neue strukturelle Arbeitslosigkeit verursachen, wäre das bedingungslose Grundeinkommen: ein Modell, das jedem Menschen eine finanzielle Absicherung ermöglichen würde, sei es gesundheits- oder wirtschaftsbedingt.
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Mehr zum bedingungslosen Grundeinkommen hier
Ich wünscht ich könnt.