Daughters

Konzertbericht | Jeromes Dream und Daughters @ Arena Wien

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Die Rhode Island Noise Rock-Monolithen Daughters spielen – laut Vocalist Alexis Marshall erstmalig seit 2005 – in Wien. Ektase, Gürtel und Galgenlied. Zwischen Chaos und Katharsis, ein Abend für die Ewigkeit.

Generation Töchter

Full house in der Wiener Arena: Die große Halle wird von niemand Geringerem als Prinz Pi bespielt (,,I think some Pop Punk act‘‘, mutmaßt Alexis im Interview mit uns), in der kleinen Halle – wo es uns hinzieht – treffen gleich zwei Extreme und Experimental Rock Acts aufeinander.

Jeromes Dream #3
(c) Gabriel Niederberger

Opener für die dichtgedrängte (WIR SIND AUSVERKAUFT wird stolz an der Tür verkündet), hauptsächlich in schwarz gekleidete Masse geben Screamo und Emoviolence-Veteranen Jeromes Dream. Dissonante Gitarrensequenzen, eine Band, die mit dem Rücken zum Publikum, dem Drummer zugewandt spielt, blitzschnelle Percussion-Salven. Zur Ruhe kommt hier keiner. Zwischendurch verstreut finden sich melodische, beinahe an Blackgaze erinnernde Häppchen, noch seltener elongierte Post-Rock-Interludes. Solche Augen im Emoviolence-Sturm währen jedoch nur kurz, im nächsten Moment wird weitergedroschen. Eine absolut halsbrecherische Show, bei der es aber schwerfällt, die einzelnen Stücke wirklich auseinanderzuhalten.

Jeromes Dream #2
(c) Gabriel Niederberger

 

(c) Gabriel Niederberger

Don’t Tell Me How To Do My Job

Dann ist es soweit, pünktlich um 22.00 die Rückkehr der Daughters. Das Publikum ist vom Opener ,,The Reason They Hate Me“ weg kaum zu halten, krächzt Alexis Marshalls Kurzgeschichten-Songtexte fast Wort für Wort mit. Drummer Jon Syverson spielt die komplexen Passagen wie ein Uhrwerk, Nick Sadler reißt einen ohrenzerfetzenden Riff nach dem anderen von der Gitarre, die Live-Mitglieder sind perfekt abgestimmt. Die Show stiehlt schlussendlich dennoch Marshall.

(c) Gabriel Niederberger

Dieser schneidet Grimassen, würgt sich mit Mikrophon-Kabel und Gürtel, geißelt sich mit letzterem selbst. Blut tropft von der vom Mikrophon aufgeschlagenen Stirn und den rotgefärbten Striemen am Körper – Spuren der vorhergegangenen Nächte am gepeinigten Torso sind noch deutlich sichtbar. Man wirft wie wild den Kopf vor und zurück, bewegt sich entfesselt mit – oder ist vollkommen von der gelösten Person Marshall in den Bann gezogen. Wut, Hass, Enttäuschung, Selbstzweifel, kochen unter der Oberfläche, brechen wieder und wieder hervor. Er greift nach dem Publikum, das Publikum nach ihm, Hände, Stofffetzen, Haare werden gefasst. Blut, Speichel, Schweiß teilen sich die vibrierende Luft mit den ohrenbetäubenden Noise Rock-Nummern der Band.

(c) Gabriel Niederberger
(c) Gabriel Niederberger

Beyond The Waves

Beim Closer ,,Ocean Song“ destillieren sich ein letztes Mal die gesammelten Zwänge und Ängste zu einem gemeinsamen Aufschrei und Wehklagen: ,,Sprinting like some wild animal“.
Mehr als eine Show, mehr als ein musikalisches Event, das ist Erlösung aus dem einengenden Gefühlskorsett, Entfesselung als Kollektiv. Das ist Daughters.


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