Airbourne – Boneshaker (Spinefarm Records, 2019)
Hard Rock / Rock & Roll | Australien
Warrnambool, Victoria, Australien – Anfang der 2000er gründeten die Brüder Joel (Guitar & Vocals) und Ryan O’Keefe (Drums) in diesem kleinen Hafenstädtchen 265 km südwestlich von Melbourne eine Rockband. Mit David Roads als zweitem Gitarristen und Justin Street am Bass gaben Airbourne ihr Debüt auf dem Album Running Wild (EMI/Roadrunner, 2007), es folgten No Guts. No Glory. (EMI/Roadrunner, 2010), Black Dog Barking (Roadrunner, 2013) und schließlich Breakin‘ Outta Hell (Spinefarm 2016). Airbourne schafften es mit ihrer Mischung aus Hard Rock und Rock’n’Roll zu einigem Erfolg, Breakin‘ Outta Hell schaffte es in den österreichischen und deutschen Albumcharts sogar auf Platz drei.
Nashville, Tennessee, USA – Im legendären RCA Studio A haben schon The Beach Boys, Joe Cocker, B.B. King und The Monkees Songs aufgenommen und genau hierhin hat es im Frühjahr 2019 die Australier (jetzt mit Matt „Harri“ Harrison statt David Roads) verschlagen, um ihr neues Album Boneshaker aufzunehmen. Als Produzent fungierte Dave Cobb, der vor allem im Bereich Country und Rock’n’Roll tätig ist und u.a. Lady Gagas „Always Remeber Us This Way“ für den Film A Star Is Born produziert hat. Er ließ Airbourne ohne fertige Kompositionen im Studio antreten und die Songs teilweise improvisieren. Diese wurden dann live im Studio gespielt, es wurde also die ganze Band auf einmal aufgenommen. Diese Art der Studioaufnahme soll ja einen sehr organischen Sound erzeugen und die Live-Energie von Bands gut reproduzieren können. Was ist also dabei herausgekommen? Was für ein Album haben uns Airbourne am 25. Oktober geliefert? Hier kommt die Antwort.
Rock’n’Roll For Life
Dave Cobb hat es wirklich geschafft die geballte, rohe Energie von Airbourne einzufangen. Einerseits geben sie voll Gas, andererseits spürt man den Rock’n’Roll-Spirit, von dem Musik und Texte beseelt sind. Wo es auf Breakin‘ Outta Hell noch „It‘s All For Rock’n’Roll“ hieß, hört man auf Boneshaker „Rock’n’Roll For Life“. Und man kauft es ihnen auch ab. Trotzdem spukt im Hinterkopf herum, dass einem das doch bekannt vorkommt. Ob es sofort auffällt oder nicht, sowohl Airbournes Musikstil als auch ihre Texte und Haltung weisen einfach zu viele Parallelen zu AC/DC auf, um keinen Vergleich zu den Rock-Giganten zu ziehen. Airbourne sind schließlich sehr stark von der australischen Pub-Rock-Szene beeinflusst, der in der 70ern AC/DC entstiegen sind, daher haben sie auch sehr ähnliche Wurzeln. Da kann die Nachwuchsband ja nur verlieren, oder?
Nicht unbedingt. Wo böse Zungen Airbourne als reinen AC/DC-Abklatsch bezeichnen, gestehe ich ihnen ihre eigene musikalische Identität zu. Die jungen Australier gehen mit mehr Power ran und legen noch ein Schipperl an Härte und Geschwindigkeit drauf. Das, kombiniert mit eingängigen Refrains und Riffs, wie sie die Altmeister auch nicht viel besser hätten hinbringen können, hatte Black Dog Barking zu einem genialen Album gemacht. Breakin‘ Outta Hell hatte hingegen zwischen 1a Hits bereits ein paar Schwachstellen und leider setzt Boneshaker diesen Weg fort und kann insgesamt nicht ganz überzeugen.
No way but the easy way?
Klar, Airbourne haben sich auf Boneshaker ihre wilde, vorwärtspreschende Energie erhalten und einen wirklich guten Sound, aber leider reicht das für ein gutes Album nicht aus. Das Rezept, nach dem Airbourne vorgehen, ist simpel: gerader Rhythmus, einfache Songstrukturen, knackige Riffs und eingängige Refrains. AC/DC haben genau mit dieser Formel seit Jahrzehnten Erfolg, ohne dabei ihren Stil wirklich zu verändern, doch bei Airbourne geht die Rechnung irgendwie nicht auf. Richtig gute, einprägsame Riffs und Melodien sind rar gesät, dazu zählt vor allem der Titelsong „Boneshaker“ (Boneshaker: official music video). Tracks wie „This Is Our City“, mit seinem gut mitsingbaren Refrain („Oh Oh Ohhh Oh“), das stark Rock’n’Roll-lastige „Backseat Boogie“ (Backseat Boogie: official music video) und das flotte „Rock’n’Roll For Life“ sind nicht so schlecht, aber viel bleibt vom Rest nicht unbedingt hängen.
Es entsteht der Eindruck, als würden Airbourne langsam die Ideen ausgehen. Boneshaker hört sich zu einem großen Teil bloß wie ein lauwarmer Aufguss früherer Werke an, weshalb die Platte enttäuscht und definitiv das schlechteste Airbourne-Album bis dato darstellt. Doch irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass da mehr hätte drin sein können. Haben sie es sich vielleicht nur zu leicht gemacht? Anstatt weiterhin nach derselben Formel vorzugehen, sollten die O’Keefe-Brüder und ihre Bandkollegen es in diesem Fall vielleicht nicht AC/DC gleich tun und sich stattdessen musikalisch weiterentwickeln, um zu neuer Kreativität zu finden.
Hoffen kann man ja.
Favourite Tracks: „Boneshaker“, „Rock’n’Roll For Life“
Least Favorite Tracks: „Blood in the Water“, „Switchblade Angel“, „Weapon of War“
3,5/10
Airbourne Boneshaker auf Spotify
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