Das junge Wien ist divers. Genauso divers sind auch die Motivationen, am 11. Oktober bei der Wiener Gemeinderatswahl wählen zu gehen. Uns haben sieben junge Wiener und Wienerinnen erzählt, was sie vor dieser Wahl besonders bewegt.
Anna (26 Jahre, 20. Bezirk, Studentin)
Naja, also ich glaub, ich geh einfach aus Pflichtbewusstsein wählen. Ich bin auch weder Mehrheits- noch Gewohnheitswählerin und schau mir vor jeder Wahl die Programme an und entscheide mich dann für die Partei, mit der ich am meisten übereinstimme. Und würde ich nicht gehen und mir passt dann das Ergebnis nicht, würde ich mich, glaub ich, einfach unheimlich über mich selbst ärgern. Ich mein, mir passen die Ergebnisse meistens eh nicht, aber ich habe dann zumindest meine Stimme abgeben und meine Überzeugungen einbringen können. Und das tun zu können, daher kommt eben meine Motivation.
Manuel (25 Jahre, 14. Bezirk, Rapper)
Für mich, in vierter Generation Wiener, habe ich eine Art Verpflichtung. Nicht der Demokratie, sondern meiner Familie gegenüber. Meine Familie besteht immer schon aus Sozialdemokraten, und das wird auch so bleiben. Für mich ist zur Wahl zu gehen und Rot wählen eine Sache, die ich automatisch mache, ohne groß darüber nachzudenken.
Sebastian (23 Jahre, 2. Bezirk, Angestellter)
Für mich ist es einfach komplett logisch, wählen zu gehen. Ich lebe mein ganzes Leben lang hier, bin Wiener, mir ist einfach wichtig, wie es in Wien die nächsten Jahre weitergehen wird. Dazu möchte ich meine Meinung einbringen können. Bei der Wien-Wahl habe ich gerade das Problem, dass ich eine Partei zwar gut finde, den Spitzenkandidaten aber nicht, deshalb habe ich mich noch nicht ganz sicher entschieden und werde da noch ein bisschen überlegen. Leider gibt es ja immer bei jeder Partei Punkte, mit denen ich gar nicht klarkomme. Ich finde, die, die keine Motivation zum Wählen haben, könnten zumindest ein Zeichen setzen für die Unzufriedenen oder halt Nicht-Wähler und Weiß wählen. Das habe ich auch schon mal so gemacht.
Annika (25 Jahre, 17. Bezirk, angehende Ärztin)
Für mich ist Wählen ein sehr wichtiges Thema, da wir als Gesellschaft, und ganz besonders wir Frauen, lange für unsere Demokratie und unser Wahlrecht gekämpft haben. Nichts ist perfekt und besonders in der Politik läuft immer etwas schief, aber ich brauch mich deshalb nicht darüber beschweren, wenn ich nicht einmal das Mindeste dagegen tue und nicht wählen gehe.
Manfred (23 Jahre, 3. Bezirk, Eisenbahner)
Ich gehe wählen, weil ich mitentscheiden will. Auch wenn ich mich noch nicht für eine Partei entschieden habe. Ich muss auf mich und meinen Job schauen, deshalb ist es für mich wichtig, dass staatliche Betriebe nicht privatisiert werden. Als mein Arbeitgeber teilprivatisiert wurde, hat man das schon gemerkt. Die SPÖ schaut drauf, dass das nicht weiter passiert, auf der anderen Seite regt mich aber deren Haltung gegenüber Radfahrern auf. Ich fahre oft in der Früh mit dem Rad in die Arbeit und das ist nicht sicher möglich. Eine autofreie Innenstadt wäre da schon schön. Ich habe neulich auf Facebook ein Video gesehen, das gezeigt hat, wie viel grüner die Stadt geworden ist. Wenn ich mir Wien in 10 Jahren vorstelle, dann hätte ich kein Problem damit, wenn wir wirklich zur Waldstadt werden würden. (lacht)
Helmut (33 Jahre, 17. Bezirk, in Bildungskarenz)
Mir ist das ganze, ehrlich gesagt, schon wieder zu mühsam. Ich bezweifle, dass ich am 11.10. meinen Leib erheben werde, um zu der Wahl zu gehen. Für wen denn auch? Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, dann hätte ich wahrscheinlich zum Spaß die Bierpartei gewählt, aber mit Anfang 30 ist man für so einen Schas doch schon zu alt. Insofern werde ich der Urne fernbleiben.
Luigi (16 Jahre, 3. Bezirk, Schüler)
Für mich gibt es keine perfekte Partei. Wer aber deswegen nicht wählen geht, ist dumm. Mit Weißwählen hab ich kein Problem, aber gar nicht hinzugehen, das geht nicht. Ich will aber auch nicht einfach nur deswegen, weil ich einen Gastro-Gutschein bekommen habe, eine Partei wählen, wie das einige meiner Klassenkolleg*innen machen. Für mich ist vor allem wichtig, dass die Hetze gegen den Islam ein Ende hat. Rassismus, Religionsfeindlichkeit und Homophobie sollten in Wien keinen Platz haben. Deswegen würde ich mir wünschen, dass in dem Wien, in dem ich ein Erwachsener sein werde, viel stärker gegen Nazis und Menschenhasser vorgegangen wird. Außerdem will ich, dass Corona endlich vorbei ist und ich keine Angst mehr davor haben muss, dass die Schule zugesperrt wird.
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Unentschlossenen legen wir die Wahlkabine zur Wien-Wahl ans Herz.
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