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Israel, Palästina und die moderne Apartheid

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Am vergangenen Montag versammelten sich abertausende Palästinenser*innen in der al-Aqsa-Moschee zum Ramadan-Gebet. Zeitgleich organisierten sich israelische Hardliner zu einer provokanten Parade am Tempelberg. Ein israelischer Polizist wurde von einem von palästinensischer Seite geworfenen Stein am Kopf getroffen, worauf man prompt mit Blendgranaten, Tränengas und dem Stürmen der Moschee antwortete. 300 Palästinenser*innen wurden verletzt. Sich als Laie über diesen Konflikt zu äußern, macht verständlicherweise Angst. Er ist an Komplexität nämlich kaum zu übertreffen. Mit welcher Frage soll man überhaupt anfangen?

Die „David gegen Goliath“-Beziehung der beiden Lager sieht man nicht nur in der Ouvertüre der jüngsten Eskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt. Die Hamas feuerte Raketen auf Jerusalem ab, von denen über 90 Prozent von der israelischen Armee abgefangen worden sind. Sieben Israelis wurden getötet. Israel erwiderte die Attacke mit Raketen, die 119 Palästinenser*innen tötete, davon 31 Kinder. Vorwiegend spricht das für die immense militärische Überlegenheit der Israelis, die sie sich in den letzten Jahrzehnten mit amerikanischer Unterstützung angeeignet haben.

Wer hat begonnen?

Um sich in diesem hochkomplexen Konflikt als Außenstehender zurechtzufinden, macht es wenig Sinn, die Frage „Wer hat angefangen?“ zu stellen. Wer das macht, stößt schnell an die Wand der Zeitrechnung – niemand weiß das so genau. Die einen meinen, es sei die Staatsgründung Israels 1948 gewesen, während andere sagen, es hätte mit der ersten Intifada und den folgenden Oslo-Friedensgesprächen 1993 begonnen.

Wer darf in Israel sein?

Eine weitere Frage die man stellen könnte, ist jene, wessen Territorialanspruch in der Region rechtmäßig ist. Für die Ahnung einer Antwort springen wir an den Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Schauplatz des Konflikts ist damals Teil des Osmanischen Reiches. Muslime, Christen und auch einige Juden lebten weitgehend in Frieden miteinander. In Europa, wo Juden seit jeher verfolgt wurden und Protagonisten einer Myriade an Verschwörungstheorien wurden, machte der Zionismus die Runde an jüdischen Stammtischen. Der Zionismus ist die Idee, dass die jüdische Identität nicht bei der Religion haltmacht, sondern eine Nationalität ist. Eine Nationalität ohne Nation würde nicht funktionieren. Gleichzeitig begannen sich Palästinenser*innen weniger als Araber zu sehen und bauten erstmals ein Nationalbewusstsein auf. Zehntausende Juden verschoben ihren Lebensmittelpunkt nach Israel, getragen von dem Traum eines jüdischen Staates, frei von Verfolgung und Diskriminierung. 

Der jüdische Historiker Isaac Deutscher beschrieb den Konflikt mit einer anekdotischen Metapher:

„Ein Mann springt aus dem Fenster eines brennenden Hauses, und landet auf dem Kopf eines Passanten. Dieser wird dadurch zum Invaliden, und zwischen den beiden entsteht ein lebenslanger Konflikt.“ Der Mann soll Israel darstellen, das brennende Haus Europa für die Juden und der Passant ist Palästina. Auch diese Frage zu stellen, bringt also keine befriedigende Antwort.

Wer unterdrückt und wer wird unterdrückt?

Einleuchtender wäre allerdings, sich die Frage zu stellen, wer Unterdrücker und wer Unterdrückter ist. Diese Frage zu beantworten, ist um einiges einfacher – unterdrückt ist Palästina. Nochmal zurück zu den Oslo-Friedensgesprächen 1993: Israels Premierminister Yitzchak Rabin und sein palästinensisches Gegenüber Yassir Arafat unterschrieben einen Vertrag, in dem ökonomische Zusammenarbeit und der Rückzug der israelischen Truppen aus den besetzen Gebieten am Programm stand. Rabin, Chef der Arbeiterpartei, wurde von rechten Kreisen daraufhin als Verräter Israels angesehen und von einem israelischen Extremisten bei einer Versammlung erschossen. Das Attentat könnte, im Lichte der kurz darauf folgenden Wahl Benjamin Netanyahus, ein rechtsradikales Sentiment der israelischen Bevölkerung widerspiegelt haben. 

Moderne Apartheid

Seit der Wahl Netanyahus und seiner Partei Likud, erbaut Israel immer mehr Siedlungen in palästinensischen Gebieten und schränkt die Rechte der Araber*innen in Israel systematisch ein. Zahlreichen Palästinenser*innen ist es verboten, ein Haus zu bauen, es wird ihnen erschwert umzuziehen, sie werden aus ihren Wohnungen vertrieben, die Rechte auf Bildung, Elektrizität und Wasser werden vielen von ihnen verwehrt. Human Rights Watch sieht in der Triade aus wirtschaftlicher Vorherrschaft, systematischer Unterdrückung und unmenschlicher Gräueltaten gegen Palästinenser*innen eine moderne Apartheid. Was ein Anfang sein könnte, dem Leid Palästinas ein Ende zu setzen, wären Sanktionen der USA und der EU gegen Israel. Was sicherlich nicht dazu beiträgt, ist eine israelische Fahne am Bundeskanzleramt.

Copyright: unsplach.com / Ehimetalor Akhere Unuabona

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