Zertifikate zur CO2-Kompensation können erworben werden, um verbrauchte Treibhausgas-Emissionen auszugleichen und damit das Klima zu schützen. Seit Anfang des Jahres sind jedoch bereits zwei Berichte veröffentlicht worden, die den Handel mit solchen CO2-Zertifikaten in Frage stellen.
In einem früheren Beitrag haben wir euch bereits erklärt, was Klimakompensationen sind, wie diese vor allem beim Fliegen zum Einsatz kommen und warum sie auch kritisch betrachtet werden können.
Einfach gesagt machen diese es möglich, verbrauchte Treibhausgase auszugleichen. Das geschieht durch CO2-Zertifikate, die Konzerne und Länder, in kleinerem Maße auch Privatpersonen, für wenig Geld erwerben können. Diese Zertifikate finanzieren dann Klimaschutzprojekte, meist in Ländern des globalen Südens. Erwirbt man diese, ist es so, als hätte man das CO2 nie verbraucht und man handelt „klimaneutral“– oder zumindest ist das die Idee dahinter. In den letzten zwei Monaten sind nämlich gleich zwei Berichte veröffentlicht worden, die den Handel mit CO2-Zertifikaten in ein neues Licht rücken.
Wertlose Zertifikate
Die deutsche Zeitung „Die Zeit“, der britische „Guardian“ und die Seite „Source Material“ sind einer ausgiebigen Recherche nachgegangen. Im Zuge dessen haben sie herausgefunden, dass viele der Projekte, die mit dem Schutz von Wäldern zur Kompensation arbeiten, eigentlich gar nicht so viel zum Klimaschutz beitragen. Ihre Untersuchung betraf vor allem die US-amerikanische Organisation Verra, die mit ihrem Programm „Verified Carbon Standard (VCS)“ Klimakompensations-Zertifikate anbietet. Diese Zertifikate sollen zu einem großen Teil wertlos sein.
Der Grund? Die von den Organisationen vertriebenen Kompensationen behaupten, Wälder vor der Abholzung schützen – dabei wären etliche dieser Wälder wahrscheinlich gar nicht bedroht gewesen. Viele der von den Kund*innen erworbenen Zertifikate tragen also möglicherweise gar nicht zum Klimaschutz bei.
Anfang Februar haben außerdem die Magazine Wirtschaftswoche und Flip in ihrer Berichterstattung ans Licht gebracht, dass Zertifikate von ausgerechnet einem ihrer größten Vertreiber – der UNO – gar nicht besonders wirksam sein dürften. In ihrer Recherche in den USA und in Brasilien sind sie der Frage nachgegangen, ob die Projekte jener Zertifikate, die über die Webseite der internationalen Organisation erworben werden können, tatsächlich zum Klimaschutz beitragen.
Die Magazine nahmen hier konkret ein brasilianisches Staudammprojekt unter die Lupe, für das Zertifikate im Onlineshop der UNO gekauft werden konnten. Im Fall dieses Projekts hieß die Antwort leider: Nein. Ihre Untersuchungen ergaben, dass der Staudamm sowieso gebaut worden wäre – unabhängig von den erworbenen CO2-Zertifikaten. Damit werden durch dieses Projekt also gar keine Emissionen eingespart und die verkauften Zertifikate können als wertlos betrachtet werden.
Keine wirkliche Kompensation
Bedeutsam für den Kampf gegen die Klimakrise sind diese Untersuchungen vor allem, weil diese weitgehende Probleme im System offenlegen. CO2-Zertifikate werden von Menschen im Glauben erworben, damit bereits verbrauchte Emissionen ausgleichen zu können. Wenn diese Einsparungen gar nicht stattfinden und Wälder „geschützt“ werden, die gar nicht gefährdet waren, werden nicht nur die Konsument*innen hinters Licht geführt. Auch das verbrauchte CO2 bleibt trotzdem in der Atmosphäre und befeuert den Klimawandel weiter.
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Titelbild (c): Maxim Hopman/unsplash.com