NewSpace – Milliardäre im All

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NewSpace” ist ein moderner Sammelbegriff für Startups und Unternehmen für private Weltraumnutzung. Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX ist mittlerweile vielen Leuten bekannt. Auch Jeff Bezos hat mit seiner Rakete von Blue Origin vor kurzem das All erreicht. Doch wie sieht es mit anderen privaten Raumfahrtunternehmen aus?

In Sachen Raumfahrt sind private Unternehmen mittlerweile den staatlichen Unternehmen wie NASA oder Roskosmos in einigen Dingen weit voraus. Zwar werden für den Bau der Raketensysteme immer wieder Firmen wie Boeing oder Airbus beauftragt, jedoch haben private Unternehmen mittlerweile ganz eigene Ziele und auch die finanziellen Mittel, um diese selbst umzusetzen. Elon Musk will den Mars besiedeln. Jeff Bezos den Mond. Andere wollen einfach möglichst billigen Weltraumtourismus ermöglichen.

Auf jeden Fall haben alle ein gemeinsames Ziel: Den Weltraum besser nutzbar zu machen. Die Konkurrenz zwischen den Unternehmen löst einen Wettkampf um Nutzungsrechte der Startrampen, von Staaten vergebene Projekte und Forschung an effizienteren Systemen aus. Das hat zur Folge, dass die Preise nach unten gedrückt werden.

Ewiger Streit

Der erste große Streit zwischen privaten Raumfahrtunternehmen war die Nutzung der NASA Startrampe LC-39A in Florida. Diese Startrampe ist bekannt für die Apollo-Flüge, die die ersten Menschen zum Mond beförderten. 2013 wurden die Nutzungsrechte an SpaceX vergeben. Begründet wurde das mit den besseren Raketentriebwerken (Raptor). Daraufhin gab es Beschwerden von Jeff Bezos. Er wollte die Startrampe nicht nur für sein eigenes Unternehmen nutzen, sondern auch für Dritte nutzbar machen. Durch die Vergabe an SpaceX sah man einen unfairen Vorteil in der kommerziellen Raumfahrt. Auch vor ein paar Monaten hat NASA mit einem milliardenschweren Deal SpaceX damit beauftragt, eine Rakete zu bauen um im kommenden Jahrzehnt auf dem Mond zu landen (Stichwort Artemis). Momentan arbeitet man sehr stark an der Entwicklung des Raketensystems Starship, das nicht nur Astronauten auf den Mond, sondern später auch auf den Mars befördern soll.

Platzhirsche

Momentan sind zwei Privatunternehmen an der Spitze der kommerziellen Raumfahrt: SpaceX und Blue Origin. Das von Elon Musk gegründete Unternehmen SpaceX verzeichnet seit einigen Jahren äußerst große Erfolge. Die Wiederverwendbarkeit von Raketen und die hocheffizienten Raptor-Raketentriebwerke machen das Unternehmen so erfolgreich. Jeff Bezos ist der Mann mit mehr Budget. Obwohl sein Unternehmen Blue Origin einige Jahre hinter SpaceX liegt, zeichnen sich in relativ kurzer Zeit doch gute Erfolge ab. Aber auch die kleineren Unternehmen darf man nicht außer Acht lassen. Es gibt da so einige: Firefly Aerospace, bluShift, Rocket Lab, OneSpace, Space Adventures. Die Liste ist lang und alle haben gute Ideen und Konzepte.

Branson und Virgin Galactic

Eine Woche bevor Jeff Bezos im All war, hat der Milliardär Richard Branson einen Trip ins All gewagt. Sein Raumfahrzeug von Virgin Galactic funktioniert etwas anders als eine klassische Rakete: Das eigentliche Raumfahrzeug wird von einem Flugzeug auf 15 Kilometer Höhe getragen. Anschließend wird das Raumflugzeug separiert, das Raketentriebwerk gezündet und geht dann in einen steilen Steigflug über. Nach dem Parabelflug landet das Fahrzeug im Gleitflug auf einer Landepiste. Die Idee ist, Touristen mit möglichst wenig Kosten einen sub-orbitalen Flug in den Weltraum zu ermöglichen.

Der Hang zum Militär

Lange Zeit war die Raumfahrt – sowohl in Amerika als auch in Europa, Russland und anderen Staaten – Teil der militärischen Luftfahrt. Firmen wie Northrop Grumman, Boeing oder Lockheed Martin bauen oft die Raketensysteme für NASA, aber auch verschiedene militärische Systeme. Weltraumtourismus ist jedoch ein immer größerer Sektor, der viel Geld verspricht. Nicht nur Parabelflüge, sondern auch Weltraumhotels sind bereits geplant. Beispielsweise will der Pilot John Blincow eine Station bauen, die der aus dem Film 2001 ähnelt. Jeff Bezos will längere Aufenthalte am Mond ermöglichen und Elon Musk am Mars. Auch der Asteroidenbergbau wird immer mehr in Betracht gezogen, durch den große Mengen an wertvollen Mineralien abgebaut werden sollen.

Warum private Raumfahrt?

Raumfahrt benötigt sehr viel Geld. Ganz klar besitzen heute private Firmen und Personen mehr finanzielle Mittel als staatliche Behörden. Aber es gibt ein weitaus wichtigeres Problem: Politik. Wichtige Projekte werden oft nicht klar verfolgt. Sie werden fast regelmäßig aufgrund der hohen Kosten abgebrochen und durch neue Projekte ersetzt. Auch internationale Zusammenarbeit hat ihre Nachteile: Verträge der ESA versichern eine Chancengleichheit beim Beitragen verschiedener Bauteile und Technologien. Leider werden wegen dieser Chancengleichheit auch brauchbare Technologien abgelehnt, wenn der jeweilige Staat bereits einen anderen Beitrag liefert. Viele Unternehmen werden am Weg zum Erfolg scheitern. Andere werden die Konkurrenz ins Schwitzen bringen. Man kann nur hoffen, dass der Weltraum nicht nur den Reichen gehören wird.


Titelbild: (c) SpaceX/unsplash.com

Student an der Uni Wien

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