Zu 100 % aus artgerechter Laborhaltung – der Burger aus der Petrischale

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In Zeiten des Klimawandels und der wachsenden Bevölkerungszahl, steigen immer mehr Leute auf einen vegetarischen oder veganen Ernährungsstil um. Fleisch wirkt – nach CO2-Emissionen – wie die Klimasünde Nr. 1. Doch was, wenn es einen nachhaltigen Weg gäbe, Fleisch zu konsumieren? Spoiler Alert! Den gibt es schon: das Laborfleisch.

Am 16.10. war Welternährungstag. Er soll uns darauf aufmerksam machen, dass auf unserer Erde immer noch mehr als 800 Millionen Menschen, darunter auch Kinder, Hunger leiden. Außerdem dient er als Denkanstoß dafür, wie wir in Zukunft unsere immer größer werdende Bevölkerung ernähren sollen, wenn die Ressourcen durch den Klimawandel knapp werden. Wir müssen also unseren Lebensmittelkonsum überdenken. Für viele, vor allem junge Menschen, ist der Weg ganz klar: Fleisch (und auch andere tierische Produkte) gehört nicht mehr auf die Speisekarte.

Vergib uns unser Steak

Die Gründe für einen vegan/vegetarischen Ernährungsstil sind inzwischen gut bekannt: Verminderung der Tierquälerei, Stopp der Überproduktion und damit Abfall von Fleisch, Ressourcenverbrauch, damit also Umweltschutz und gesundheitliche Aspekte.
Ersatzprodukte auf überwiegend pflanzlicher Basis sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Seitan, Tempeh, Tofu, Erbsenprotein, Schalenfrüchte, Linsen und allerlei Getreide sind im veganen Kühlabteil in allen möglichen Verarbeitungsformen zu finden. Außerdem gibt es bei uns genug Gemüse, Obst und Getreide, dass wir davon satt werden können.
Allerdings können es sich nicht alle leisten, nur von Pflanzen zu leben. Auch in Österreich können wir nicht unsere gesamten Naturflächen zum Anbau nutzen; wir haben die Berge, wir brauchen die Wälder. In manchen Ländern der Welt wäre unsere Art des Pflanzenanbaus auf Grund von fehlenden Flächen unmöglich. Außerdem gehen immer mehr Ackerpflanzen durch die steigenden Temperaturen zu Grunde. RIP Schoko und Kaffee.

Molekulare Küche reloaded

Was also tun, wenn man auf Fleisch nicht verzichten kann oder mag? 2013 präsentierte der niederländische Pharmakologe Mark Post ein gelungenes Konzept für Fleisch, das im Labor gezüchtet wurde.
Laborfleisch ist nicht gentechnisch verändert und besteht nicht aus Ersatzprodukten, sondern aus dem Tier selbst. Allerdings ohne es zu mästen, zu schlachten und verarbeiten zu müssen. Der Spenderkuh werden komplett schmerzfrei Stammzellen entnommen, die jedes Lebewesen hat und die sich zu jeder Zelle im Körper entwickeln können. Bei Mosa Meat (Leitung: Mark Post und Lebensmitteltechniker Peter Verstrate) werden diese zu Muskel- und Fettzellen herangezüchtet; und diese machen das herkömmliche Fleisch aus.
Auch Laborfleisch schmeckt von glücklichen Freilandkühen am besten. Deswegen werden bei Mosa Meat nur artgerecht gehaltene Spenderkühe genutzt. Bei einer Probe werden gerade mal 0,5 Gramm entnommen, alles unter Aufsicht von Tierärzt*innen. Unter besten Laborbedingungen entwickelt sich das Fleisch dann zu den gewünschten Zellen. Die Fasern aus einer Probe wachsen zu 800 Millionen Gewebefasern heran und geben genug Fleisch für 80 000 Laibchen. Ist das Fleisch fertig gereift, kann es zum Kochen verwendet werden und schmeckt 1:1 wie der klassische Hamburger.

Shut up and take my money!

Mit dieser Methode hätte man also einen ressourcensparenden Weg, mit dem man viele Menschen ernähren könnte, ohne Tiere zu verletzten und überzuproduzieren. Könnte.
Obwohl die Entwicklung von Laborfleisch in den letzten Jahren immer weiter vorangegangen ist, scheitert es an der Verfügbarkeit. Der erste Burger aus 2013 kostete stolze 250 000 Euro, u.a. weil es erst ein Konzept war und die Mittel fehlten. Obwohl der Preis am Sinken ist, wird das zellbasierte Fleisch erst dann leistbar, wenn es den Weg in den Supermarkt schafft. Das scheitert im Moment noch an den strengen Regelungen der „Novel-Food“-Verordnung der EU. Es muss vorher geprüft werden, ob es sicher ist und ob es in einer ausreichenden Menge konsumiert werden könnte.

We feed the World

Zum letzten Punkt lässt sich sagen, der Bedarf und das Interesse wären da und auch nötig. Wird Laborfleisch marktreif, könnte es das Problem des Welthungers, den Ressourcenverbrauch und die Tierquälerei minimieren.
Dabei müsste man sich auch nicht auf Burgerpatties bzw. Rindfleisch beschränken. Jedes Tier kann Stammzellenspender sein. Egal ob Schwein, Geflügel, Lamm, Wild oder auch Fisch. Und keines davon müsste sterben.
Auch wenn wir als Gerade-noch-nicht-Verbraucher*innen nicht viel tun können, um den Preis zu senken und den Prozess zu beschleunigen, hilft es schon, wenn es sich herumspricht. Angebot und Nachfrage. Vor kurzem hat sogar Leonardo diCaprio in Mosa Meat investiert und ist nun Teil des Teams.
Sollten wir in den nächsten Jahren wirklich Zellfleisch im Kühlregal finden, könnten wir mit gutem Gewissen wieder Fleisch essen.


Titelbild (c) Mosa Meat

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